Die tun uns nix
Etappe 2 der NORDROUTE - MoTOURguide Bayern
Start / Ziel: Mellrichstadt - Kulmbach
Die Etappe 2 der Nordroute des MoTOURguide Bayern schwingt in fröhlichen Rechts-Links-Kombinationen zunächst einmal durch die Hassberge im Herzen Frankens, eine ganz besondere Tourenregion, die wir heute - wohl im Gegensatz zu früher - vollkommen gefahrlos und fernab böser Gedanken erfahren können. Sanfte Hügel, weite Landschaften und verträumte Dörfer geschmückt mit oftmals reichem Fachwerk erwarten uns gerne auch zum ausgiebigen Boxenstopp.
So verlassen wir das nette Mellrichstadt und wenden das Moped gen Süden, unterqueren die A71 und schwingen entlang von Wiesen und Feldern, über Rappershausen und Höchheim, vorbei am hübschen Wasserschloss von Irmelshausen nach Bad Königshofen.
Die Landschaft hier heißt übrigens Grabfeldgau und ist friedhofs-friedlich zu Einwohnern sowie Gästen. Die tun uns hier nix, versprochen! Der Sage nach soll ein Ritter mitsamt Gemahlin hier auf der Jagd gewesen sein, wobei seine Frau ihren Ehering verlor. Um ihren Göttergatten nicht auf falsche Gedanken kommen zu lassen, ließ sie den ganzen Gau so lange umgraben, bis der Ring gefunden ward. An der Fundstelle ließ sie aus Dank ein Rathaus errichten - das steht heute im sehenswerten Bad Königshofen im Grabfeld zu Füßen der Hassberge.
Hofheim in Unterfranken ist ein Paradebeispiel fränkischer Beschaulichkeit. 1200 Jahre pralle Geschichte hat die Chronik dieses ehemaligen karolingischen Verwaltungszentrums zu bieten. Und in den engen, mittelalterlich anmutenden Gassen kann man ihr heute noch allerorten nachspüren.
Gleich danach lohnen sich hier zwei Abstecher von der auf Kurviger hinterlegten Tour: Zum einen Burgpreppach mit wahrlich imposanter Schlossanlage. Die gehört seit unvorstellbaren 1300 Jahren der Adelsfamilie Fuchs. Im tiefen Wassergraben soll vor langer Zeit ein Edelmann aus Liebeskummer Selbstmord begangen haben. Doch jede Nacht zur Geisterstunde galoppiert der arme Kerl bis heute am Graben auf und ab. Und im Archiv des Schlosses soll ein geflochtener Korb mit einer mumifizierten, abgehackten Hand existieren als Zeichen eines kompromisslosen Gerechtigkeitssinnes der Herren von Burgpreppach.
Abstecher Nr. 2 ist fast schon eine Pflicht: das malerische Königsberg in Bayern, eine der städtebaulichen Perlen Frankens mit langer Geschichte. Regiomontanus, der berühmte Astronom und Mathematiker erblickte hier als Johann Müller am 6. Juni 1436 das Licht der Welt. Mit überaus frühreifen 12 Jahren studierte der blitzgescheite Bub bereits in Leipzig, in Nürnberg gründete er 1472 unter dem Alias „Regiomontanus – der „Königsberger“ – die erste Sternwarte der Welt und Papst Sixtus IV. rief ihn zur Mithilfe an der Kalenderreform nach Rom. Sein bis heute schmuckes Geburtshaus findet sich inmitten einer prachtvollen Fachwerkzeile entlang der Hauptstraße.
„Zum heil’gen Veit von Staffelstein komm ich emporgestiegen und seh die Lande um den Main zu meinen Füßen liegen. Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen Berg und Hügel die breite stromdurchglänzte Au - ich wollt‘ mir wüchsen Flügel.“ heißt es im Lied der Franken über die Haßberge. Das auch in Haßfurt im Herzen der Hassberge gerne gesungen wird. Die beschauliche Kleinstadt am nördlichen Rand des Maintales ist rasch erkundet und wir huschen weiter zu einer Kurvenhatz durch den einsamen Haßgau.
Erst im sehenswerten Coburg quirlt auf einmal wieder das Leben. Den Anblick der Stadt dominiert die mächtige Veste Coburg, eine der größten Burganlagen Deutschlands. Bald 800 Jahre pralle Geschichte hat dieses Bollwerk zu erzählen. Gibt es einen idealeren Ort für unseren Boxenstopp am Mittag? Unser Tipp zur Kalorienaufnahme ist das Chilli’s im Ratskeller.
Über Spittelstein und Fürth am Berg kurven wir anschließend retour an den mächtigen Main. Die Markgrafenstadt Kulmbach selbst ist weltberühmt vor allem auch wegen ihrer süffigen Biere. Seit mehr als 600 Jahren wird im Mönchshof Bier gebraut, rund um das ehemalige Brauhaus erzählen die Mönchshof-Gaststätte mit großem Biergarten sowie das Museum die ganze Geschichte des Gerstensaftes. Historische Maschinen und sonstige Gerätschaften geben ebenso einen Einblick in das Brauwesen, wie die gläserne Brauerei.
Anschließend lädt die Kulmbacher Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen zu einem ausgiebigen Stadtbummel ein. Sehendswert, die größte Zinnfiguren-Sammlung der Welt oder - ganz profan, aber lecker - die bekannte Kulmbacher Bratwurst. Mit Brauerei-, Bäckerei- und Gewürzmuseum wird zudem deutlich, was Kulmbachs Lebensqualität heute ausmacht: vor allem auch der kulinarische Genuss. Guten Appetit!
Die jährliche Motorradsternfahrt und gute Infos zum Bikegenuss auf der Tourismus-Homepage runden die Motorradfreundlichkeit Kulmbachs ab.
Tourlänge ca. 203 km Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden
Text © Heinz E. Studt
Fotos @ Heinz E. Studt / Peter Wahl