MoTOURguide Bayern
Ja, es war eine Mammutaufgabe diesen Guide aufzubauen. Er stellt das wunderbare Motorrad-Bundesland auf zwei, genauer gesagt sogar mit 3 unterschiedlichen Ansätzen vor. Da sind zunächst die Nord- und Südroute einer Bayernrundfahrt, die man unserem Magazin entsprechend, gerne auch als MOTORRADSTRASSE BAYERN bezeichnen kann. Es folgt die Aufteilung in 3 große Bayerngebiete, die zum mehrtägigen Aufenthalt in den schönsten Motorradregionen Bayerns motiviert. Und da ist schließlich der Mix aus beiden Varianten, der zwischen täglich wechselndem Nachtlager und längerem Aufenthalt an einem Standort individuell gestaltet werden kann.
Text: Heinz E. Studt
Fotos: Heinz E. Studt, Peter Wahl, Moppetfoto.de, Patrick Birnbreier und Frank Sachau
Dieser Guide stellt zunächst 2 Bayernrundfahrten vor, die NORDROUTE und die SÜDROUTE. Zusammen bilden sie eine bayerische 8, die in Regensburg ihren geographischen Mittelpunkt hat.Bei den Starts und Zielen der Etappen haben wir uns an bekannten Orten/Städten orientiert – natürlich ist die Tagesstrecke völlig individuell gestaltbar. Das können auch gut und gerne einmal 1,5 oder 2 Etappen sein. Wen eine Stadt nicht interessiert fährt einfach vorbei.
Die Routen führen durch alle relevanten Tourengebiete des Bundeslandes Bayern. Diese Gebiete haben wir in 3 Regionen aufgeteilt, die zu einem längeren Aufenthalt in der ausgewählten Gegend einladen.
Natürlich haben wir auch unsere motorradfreundlichen Hotelpartner eingebunden die, vor allem bei mehrtägigen Aufenthalten in deren Region, ihre ganze Kompetenz ausspielen können.
Die NORDROUTE
Die SÜDROUTE
Die Etappenziele heißen: Herrsching am Ammersee – Oberstdorf – Seeshaupt (Starnberger See) – Aschau (Chiemgau) – Berchtesgaden – Passau – Regensburg
Unser Bayern-Guide lebt
Unsere Online-Version wird immer wieder überarbeitet und mit neuen Tourenvorschlägen, Hotelangeboten und touristischen Tipps aktuell gehalten. So wird der Motorrad-Reiseführer jederzeit zur Infoquelle, wenn der nächste Bayernurlaub ansteht.
Wissenswertes und Reiseinfos zum Motorradgenuss im weiß-blauen Kurvenland
Allgemeines
Bayern ist mit fast 71.000 Quadratkilometern das flächengrößte deutsche Bundesland und mit rund 13,2 Millionen Einwohnern nach NRW das bevölkerungsreichste zudem. Mag auch der offizielle Name „Freistaat Bayern“ anderes vermuten lassen, ist Bayern doch wie alle deutschen Bundesländer ein sogenannter teilsouveräner Gliedstaat der BRD. Wirtschaftlich betrachtet führen Bayern mit NRW und Baden-Württemberg das innerdeutsche Ranking klar an, touristisch zählt Bayern zu den wichtigsten deutschen Regionen, ja war 2021 nach der Ostsee sogar das beliebteste Ziel aller Deutschen. Mit um die 100 Millionen Übernachtungen pro Jahr ist Bayern das beliebteste deutsche Ziel aller Gäste aus Nah und Fern. Und das hat seine guten Gründe, wie wir Euch ausführlich zeigen werden.
Geschichte & ein Hauch Multikulti
Kelten gründeten schon im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung im (heute bayerischen) Alpenvorland stadtähnliche Siedlungen und vermischten sich mit Römern, Alemannen, Franken sowie Ostgoten zu den ersten Bajuwaren-Stämmen. Das damals imposante Reich wurde ab dem 12. Jahrhundert immer wieder geteilt, neu zusammensortiert und bis immerhin 1918 von den Wittelsbachern regiert, die letzten rund 100 Jahre als weithin bekanntes Königreich Bayern.
Als in der Novemberrevolution am Ende des Ersten Weltkrieges die Monarchie in Deutschland gestürzt und das Land in eine parlamentarische Demokratie umgewandelt wurde, entstand der Freie Volksstaat Bayern, später dann Freistaat Bayern genannt und erhielt seine erste demokratische Verfassung. 1920 kam der Freistaat Coburg zu Bayern, 1949 wurde der Freistaat Bayern Teil der Bundesrepublik Deutschland. Ende 1955 wurde der Landkreis Lindau offiziell wieder an Bayern angegliedert. Und damit ein - zugegeben - recht kleiner Teil des Bodensees ebenfalls bayerisches Territorium.
Regionen & wahre Hotspots
Bayerns Berge und Mittelgebirge gehören zu den abwechslungsreichsten und schönsten Landschaften Deutschlands, die oberbayerische Voralpenregion besitzt die höchsten Gipfel des Landes. Und mit dem Rossfeld sogar Deutschlands höchste Panoramastraße - davon natürlich gleich mehr. Bayern ist damit das einzige deutsche Bundesland, das einen Anteil an den Alpen hat. Ja mit Allgäuer, Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen sogar einen nicht nur nennens-, sondern auch erlebenswerten Anteil, wie wir Euch im Folgenden auf zahlreichen Touren beweisen werden. Alle 30 höchsten deutschen Gipfel liegen ebenso in Bayern, wie Deutschlands höchster Berg, die berühmte Zugspitze mit ihren imposanten 2.962 Höhenmetern samt stetigem Wachstum, wie die Wissenschaft herausgefunden hat. Und sind es auch nur 1 - 2 Millimeter pro Jahr, so gilt auch hier das Sprichwort vom Kleinvieh ...
Bayerns Mittelgebirge beginnen im Norden respektive Nordwesten mit Anteilen an Spessart und Rhön, im Norden und Osten erwarten uns das Fichtelgebirge sowie der einzigartige Bayerische Wald, der gemeinsam mit Böhmer- und Oberpfälzer-Wald das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas bildet. In dieser Aufzählung oft vergessen erwartet uns im Osten Nürnbergs noch die Frankenalb, ebenfalls ein Mittelgebirge ähnlich der Schwäbischen Alb mit moderaten Höhenlagen und prächtigen Panoramen.
Doch Berge sind nicht alles, was uns Bayern geologisch und touristisch zu bieten hat. Sage und schreibe 228 Badegewässer listen ganz besonders akribische Zeitgenossen im schönen Bayern auf und wenngleich hier so mancher Dorf- und Löschwasser-Weiher ebenso mitgezählt wurde, gehören gerade Bayerns Seen zu den berühmten Hotspots Deutschlands.
Das 5-Seen-Land im Südwesten München - Einheimische nennen Starnberger, Ammer-, Wörth-, Pilsen, und Weßlinger See auch die Promi-Badewannen der Landeshauptstadt - lockt uns ganzjährig, Forggen- und Hopfensee hübschen Bayernkönig Ludwigs Märchenschlösser fast bis an die optische Schmerzgrenze auf und der Chiemsee gilt für viele eh als der schönste See Deutschlands. Und das gleichwohl Ludwigs „Ferienwohnsitz“ Herrenchiemsee niemals vollendet wurde.
Die Donau teilt Bayern in Nord und Süd, die Isar macht München zur schönsten Stadt Süddeutschlands, der Inn prägt die Schweiz und Österreich, bevor er Bayern ziert und bei Passau seine Identität verliert, wenn er der Donau frisches Alpenwasser zuführt. Gevatter Lech ist einer der bekanntesten Ökostrom-Lieferanten Bayerns und der Regen prägt nicht nur das herrliche Regensburg seit Jahrtausenden, er entwässert auch halb Ostbayern mit seinen „Kindern“ Schwarzer und Weißer Regen.
Wie wichtig den Bayern die Natur und Schönheit ihrer Landschaft ist, zeigt sich auch in der Zahl und Größe der Schutzgebiete des Freistaates. Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde bereits 1970 ausgerufen und ist damit Deutschlands ältester (und wohl schönster) Nationalpark. Der Nationalpark Berchtesgadener Land ist nicht nur zum Seufzen schön, sondern mit Watzmann und Königssee auch weltberühmt. Ja, auch die UNESCO hat bayerische Landschaften mit dem Siegel „Biosphärenreservat“ geadelt, wie das Biosphärenreservat Rhön oder das Berchtesgadener Land. Und mit dem schon 1969 ausgerufenen Naturpark Altmühltal besitzt Bayern nicht nur die älteste Schutzregion dieser Art, sondern mit 17 weiteren Naturparks auch so viele, wie sonst kaum ein Bundesland.
Wie bitte, ihr hättet gerne noch mehr Zahlen? Insgesamt existieren bislang in Bayern 603 Naturschutz- sowie 702 Landschaftsschutzgebiete, 84 Europäische Vogelschutzgebiete, 160 Naturwaldreservate und und und ...
Doch Bayern ist nicht nur von Gletschern und Eiszeiten über Jahrtausende hinweg prächtig modelliert worden. Als immer schon einer der beliebtesten Siedlungsräume Europas hat der Freistaat auch einen beeindruckenden Schatz an historisch Wertvollem zu bieten. Und das explizit weit mehr als die „bescheidenen“ Privatanwesen von Deutschlands einzigem Märchenkönig Ludwig II. Dessen Fluchtburg Neuschwanstein ist weltberühmt und Tausende Male kopiert, seine Zweitwohn- und Jagdsitze Hohenschwangau, Linderhof und Herrenchiemsee zählen zu den bedeutendsten Bauwerken Deutschlands. Natürlich auch aufgrund ihrer stets einzigartigen Lage. Aber auch Bayerns Städte besitzen eine reiche Geschichte, die bis heute nicht nur in Museen, sondern auch in prächtigen Bauwerken und historisch authentischen Stadtzentren lebendig gehalten wird.
Die Landeshauptstadt München gehört seit Jahrzehnten zur Riege der lebenswertesten Städte Deutschlands und ist nicht nur unter Studenten extrem beliebt. Münchens Isarauen, seine Parks, wie der Englische Garten oder Olympiapark, seine historischen Bauten, wie Schloss Nymphenburg mit Park, Marien- und Karlsplatz - dem berühmten Stachus - sowie die Residenz lohnen ausgiebige Rundgänge.
Weitere sehenswerte Städte - ohne wertendes Ranking - sind Augsburg mit seiner Fuggersiedlung, Bayreuth mit seinen Festspielen, Passau mit seinen drei Flüssen sowie auch Regensburg, Bamberg, Rothenburg ob der Tauber, Nürnberg und viele mehr.
Klima & Reisezeit
Bayerns (meteorologisches!) Klima wird gerne als „mitteleuropäisch gemäßigt“ bezeichnet. Hierbei schaffen die deutlichen Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Regionen ganz eigene, ja manches Mal eigenwillige Mikroklimata: Vergleichsweise kühl und ab und an sogar unwirtlich kann es auf den bayerischen Hochebenen, der fränkischen Alb und in der Rhön zugehen. Warm und deutlich milder hingegen ist es im Main- und auch im urgewaltigen Donautal.
Rund um das Alpengebiet ist bereits ab November bis in den April hinein mit frostigen Zeiten zu rechnen, die entlang des Alpenhauptkammes auch deutlich schneereich ausfallen können. Und uns damit auf den ersten Blick jegliches Schräglagenvergnügen für 3 – 4 Monate verbieten möchte. Im Donau- und Maintal fällt zwar vergleichsweise wenig Schnee, dafür regnet es dort in den Wintermonaten häufig.
Der Wind in Bayern weht oftmals deutlich, wechselt zwischen West und Ost. Ja und entlang der Alpennordseite trifft man dann auf den berühmten Föhn - den mit „h“ in der Mitte - einen südlichen Fallwind, der uns Motorradfahrern bereits im Januar und Februar die vereisten Straßen auftauen und frei blasen kann. Für eine erste satte, oftmals unverhoffte Portion gemütlicher Kurvenhatz. Vielleicht mit einer der Gründe, warum Saisonkennzeichen bei echten bayerischen Bikern so verpönt sind, wie Weißwurst-Zuzeln deutlich nach dem 12 Uhr Glockenschlag.
Bikers beste Reisezeit für GANZ Bayern zu definieren ist nicht leicht: Rechnen wir Winter- und Regenzeiten raus, beginnt der Mopedfrühling spätestens Ende März im westlichen Allgäu und in Oberfranken und setzt damit unsere Startampel auf „Grün“ (vielleicht noch mit einem Hauch Gelb). Ab Ende April ist Frühling in ganz Bayern, ab Juni schwingt der Sommer bis in jeden Zipfel des Landes. Ende Oktober wird’s im Süden Bayerns wieder kälter und nasser, die Ampel wechselt auf „Gelb“ und spätestens Ende November auch im Allgäu und Oberfranken auf „Rot“. Lange Rede, kurzes Fazit: Mitte April bis Ende Oktober.