Aller Anfang ist Schunkeln

MoTOURguide Bayern-Nord-Aschaffenburg © Peter Wahl
Etappe 1 der NORDROUTE - MoTOURguide Bayern

Start / Ziel: Aschaffenburg - Mellrichstadt

Gut 3.200 Kilometer ist er lang, unser großer „Bayern-Achter“, der die schönsten Regionen, Pisten und Städte des Freistaates miteinander kombiniert. Ideal um weit mehr als eine Woche randvoll mit Kurven, Abenteuer und Erlebnissen zu füllen. Beginnen wir gemütlich und genüsslich mit Etappe 1 der Nordroute, dem perfekten Warm-Up. Startend in Aschaffenburg, einer sehenswerten Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken. Die Lage direkt an einer mächtigen Schleife des Mains besitzt viel Lebensqualität, die Nähe zu Hessen - der Grenzverlauf ist nur einen Katzensprung entfernt am Westufer des Mains - prägt hörbar den Dialekt der Aschaffenburger.

01 Karte Bay.Nord Etappe 01Die weithin bekannte Universitätsstadt ist mit gut 70.000 Einwohnern nach Würzburg die zweitgrößte Stadt in Unterfranken und gilt als westliches Tor zum Spessart. Wegen ihres überraschend milden Klimas trägt Aschaffenburg auch den Beinamen „Bayerisches Nizza“. Die Aschaffenburger Altstadt ist überaus reich an historischer Bausubstanz, wie dem Schloss Johannisburg, dem Wahrzeichen der Stadt. Dazu gesellen sich zahlreiche Parkanlagen als wertvolle grüne Lungen der Stadt.

Schöllkrippen, wenige Kilometer weiter, wurde schon einmal zur „lebenswertesten Gemeinde am Bayerischen Untermain“ gewählt, eine Auszeichnung, auf die man heute noch stolz ist. Jener Kahlgrund war einstmals intensives Bergbaugebiet, die wohl größte Mine, die Grube „Wilhelmine“ wird inzwischen sukzessive der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Und von den Hügeln des Kahlgrundes kann man an klaren Tagen einen herrlichen Rundumblick über das gesamte Land genießen.

Um dann rechtzeitig den berühmten Bikertreff Zum Engländer nahe Jakobsthal zu entdecken. Offiziell das Waldhaus zum Engländer geheißen und auf Geheiß von Bayernkönig Ludwig I. 1845 errichtet liegt es am gleichnamigen Bergrücken und bewirtet an schönen Wochenenden dutzende Biker aus allen Himmelsrichtungen.

Über Habichsthal erreichen wir sodann Frammersbach, eine urgemütliche Gemeinde im Herzen des Spessarts, die gerne Feste feiert - am liebsten eigens kreierte, wie das Köhlerfest oder die Kirb. Erlebenswert! So wie der nächste Bikertreff, die urige Waldschänke Bayrische Schanz. Deren über 300-jährige Geschichte wird heute noch gerne erzählt. Am besten bei deftig-bayerischer Wirtshauskost.

Wir streifen erstmals das Ufer der Sinn, einem 70 Kilometer langen Nebenfluss der Fränkischen Saale, dessen Tal wir aber sogleich wieder verlassen, um uns in Burgsinn umzuschauen. 4000 Jahre soll der beschauliche Ort bereits auf dem Buckel haben. Aus einer winzigen Siedlung wurde ein weithin bekanntes Rittergut, dessen Geschichten uns bis heute begeistern.

Hammelburg, unser nächster Stopp ist die „älteste Weinstadt Frankens“ und drapiert sich malerisch direkt in den Ausläufern der bayerischen Rhön an der Fränkischen Saale. Ein imposantes Rathaus im Herzen der Altstadt sowie das Kellereischloss mit idyllischem Schlossweiher sind ebenso Insta-taugliche Fotostopps, wie das hoch über der Stadt thronende mächtige Schloss Saaleck, heute ein Hotel mit Restaurant in herrlicher Aussichtslage sowie ein über die Grenzen hinaus bekanntes Weingut, das der Stadt Hammelburg gehört.

Zurück im Umfeld der Sinn erreichen wir Bad Brückenau, ein bekanntes bayerisches Staatsbad mit Schwefel- und Eisenquellen, mit Moorbädern und Massagen, die jeden verspannten Bikerrücken verzücken. Auch Bischofsheim in der Rhön begrüßt uns mit bis auf die Kelten zurückreichender Geschichte und zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie dem „Haus der kleinen Wunder“, dem Zentturm und historischen Rentamt sowie dem naheliegenden Kloster Kreuzberg, einem Franziskanerkloster, dessen Wurzeln ebenfalls auf vorchristliche Zeit zurückgehen.

Über die Nebenstrecke NES12 erfahren wir ein kurzes echtes Kehrengemenge Richtung Fladungen und im nur auf den ersten Blick etwas unscheinbaren Mellrichstadt pendeln wir genüsslich aus. Die „Stadt am Fuße der Rhön“ begrüßt uns mit historischen Mauern und Türmen, wie den Sule- und Galgenturm samt echten Gruselgeschichten: Ein Mellrichstädter Bürger sollte für das Mittagessen daheim Leber und Lunge vom Metzger besorgen.

Unterwegs hielten ihn seine Saufkumpane an und er vertrank in kurzer Zeit das ganze Geld. Da er den Zorn seiner Frau fürchtete, schnitt er kurzerhand einem am Galgenturm erhängten Räuber Leber und Lunge heraus. Es schmeckte echt köstlich – doch der Mann fand ab sofort nachts keine Ruhe mehr: Eine heisere Stimme stöhnte ihm fortan ins Ohr: „Mei Lewer, mei Lung – Du hast se!“

Wir wünschen Euch einen schönen Abend und Gute Nacht ...

Tourlänge ca. 213 km Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden

Text © Heinz E. Studt

Fotos ©Heinz E. Studt / Peter Wahl