Für Entdecker und Könner
Ganz sicher ist diese Runde nicht für Anfänger oder Wiedereinsteiger. Sie zeigt die Motorradfaszination des Friauls, die mit unglaublichen Kurvenpisten und so manch unbekannter Alpenstraße begeistert. Kulinarisch ist ein Stopp im Schinkenparadies Sauris Pflicht.
Unser Ausgangsort ist zweifelsohne von der Lage im idyllischen Cadoretal: nicht nur, dass es in Santo Stefano di Cadore recht gemütlich zugeht, allein drei Gelateria möchten uns bereits zum zweiten Frühstück aus dem Sattel locken. Bleiben wir standhaft und suchen sterben SP355 gen Osten zum ersten Passvergnügen dieses noch jungen Tages.
Die Cima Sappada erwartet uns, die kurvenreiche Passstraße verbindet das italienische Friaul mit dem nordöstlichen Teil Südtirols und den nördlichen Ausläufern der Dolomiten.
Zugegeben: Die Cima Sappada, manchmal auch zusammengeschrieben als Cimasappada, als „Pass“ zu titulieren geht vermutlich etwas zu weit. Die Straße führt wenig kurvenreich durch den hübschen gleichnamigen Ort, der damit auch das Passschild stellt. Der Reiz am Sappada ist eher das gen Norden abzweigende Tal des Piave-Flusses, das uns in eine herrlich idyllische Bergwelt entführt, in der zumindest unter der Woche kaum etwas los ist.
In Comeglians haben wir nun einen Rundkurs in die Streckenführung eingebaut, der Anfängern im Mopedsattel nicht empfohlen werden kann. Alte Hasen werden dagegen begeistert sein über den Exkurs über die weitgehend unbekannte Panoramica delle Vette, eine im oberen Abschnitt panoramareiche Höhenstraße mit fahrerischem Anspruch, der in Erinnerung bleibt. Aber bitte auch hier nur bei trockenem Wetter, im oberen Teil hat die Piste einige Reparaturstellen mit feinem Schotter, vor einigen Jahren waren sogar Teile weggeschwemmt worden. Mit ruhiger Gashand ist sie aber gut zu befahren.
Derart großartig im „flow“ gönnen wir uns einen gewissen Pass Norditaliens - wir huschen über Cercivento zur Hatz über den weitestgehend unbekannten Monte Zoncolan.
Und wo wir gerade dabei sind, suchen wir uns einen weiteren lohnenden Pass, erstmal nur als Abstecher: den Passo di Monte Rest. Eine grandiose Streckenführung sowie baumlos freie Sicht begeistern auf jedem Meter, erst auf der Passhöhe in 1052 m gilt es das Bike zu wenden. Keine Sorge, auf Tour 15 kommen wir erneut.
Denn Ampezzo ruft ganz laut nach uns, vielleicht sogar zu einem Einkehrschwung am Mittag. Zum Nachtisch suchen wir den winzigen Wegweiser zum Passo del Pura (1425 m), der auf der westlichen Alternativstrecke zur SP73 durch die Lumieischlucht liegt. Seitdem der Pura vor einiger Zeit Teil des Giro d'Italia war, ist seine Piste zwar neu asphaltiert, hat aber dennoch wenig Charme verloren. Schmal, kurven- und kehrenreich geht es bergan, einziges Manko: sehr viel Wald und wenige Ausblicke prägen die Piste. Spätestens auf der Staumauer des mächtigen Lago di Sauris können wir uns ausführlich umschauen und den Weg über die Weiler Sauris di Sotto sowie Sauris di Sopra zur Sella di Rioda begutachten. Vorher muss natürlich zum Schinkenstopp in Sauris abgebogen werden. Der mit Gebirgskräutern gewürzte, leicht geräucherte Rohschinken ist weit über die Region hinaus bekannt.
Mit der Sella di Rioda bewegen wir uns in einem hügelreichen Terrain, dessen ausgeschilderte Passhöhen kaum jemanden überfordern, selbst Biker ohne Motor sind hier zuhauf anzutreffen.
Kurz nach der Passhöhe der Rioda lohnt sich noch ein weiterer Abstecher rechter Hand hinauf auf die Forcella di Lavardet auf 1542 m Höhe.
Dieser optisch auf den ersten Blick eher unscheinbare Pass besitzt für Offroader eine magische Anziehung, denn die nach seiner Passhöhe beginnende Nordrampe hinab nach Campolongo ist anspruchsvolles Offroad-Terrain, das allerdings Mitte 2022 teilweise weggespült wurde. Die Piste wird aber immer wieder mit viel Aufwand wieder hergestellt, fragt einfach Einheimische nach dem aktuellen Zustand.
Sehenswertes am Wegesrand
Wer sich auch einmal abseits des Mopedsattels bewegen möchte, dem sei an dieser Stelle der ausgeschilderte „Camino delle Pievi“ empfohlen, einer der schönsten Höhenwanderwege der Karnischen Alpen. In bis zu 18 Etappen führt der recht leicht zu begehende Wanderweg zu interessanten historischen Plätzen Karniens, zu Kirchen- und Wallfahrtsorten und heute noch existierenden Zeitzeugen. Zwei Wochen sollte man für die gesamte Wanderreise einplanen, aber auch in Etappen lassen sich das Land, seine Geschichte und seine Menschen berühmt erkunden.
Die hier anschließende Sella Ciampigotto führt uns in viele Kurven und Kehren hinab nach Vigo di Cadore sowie Lozzo di Cadore, von wo aus wir den letzten Höhepunkt dieses Tages in Angriff nehmen. Kurz vor Auronzo di Cadore zweigt die Piste zum Passo San Antonio ab.
Kennt ihr den San Antonio schon? Dann hast du unsere Tour „ Welch länderübergreifender Hochgenuss “ bereits erfahren und damit ein weiteres „Fleißkärtchen“ verdient. Viel Spaß nun auf dem Heimweg zum Ausgangspunkt der Tour inkl. Abendlichen Genüssen.
© Text Heinz E. Studt
ca. 270 km - Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden .Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich – einfach den Kurviger-Link anklicken, einen neuen Ausgangspunkt und festlegen los geht's! ...
Pässe und Alpenstraßen auf dieser Tour