AUF NACH DUBROVNIK!
Kult-Event: KROATIEN-RALLYE
Ein Bericht über die 20. Jubiläumsveranstaltung im Coronajahr 2020
Lixi Laufer und ihre KROATIEN-EXPERTEN blicken mittlerweile auf mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Motorradtouren in Kroatien zurück. Seit 2000 findet alljährlich die Kroatien-Rallye statt und hat bei der Fangemeinde echten Kultstatus erlangt. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland, Österreich, Schweiz und manchmal auch aus Italien, den Niederlanden oder Portugal. Die Anreise zum Startpunkt in Kroatien erfolgt individuell.
Text und Fotos © Peter Wahl
Endlich ist es soweit. Nach einer abwechslungsreichen Anreise über die Alpen inklusive Zwischenübernachtung am Ossiacher See, rolle ich neugierig in die Garage der Therme Tuhelj, ca. 40 Kilometer nördlich von Zagreb. 33 Grad heiße Thermalquellen, die schon von den Römern genutzt wurden, speisen viele Bäder und Wellnessanlagen. Heute gilt diese Wellnessoase als eine der größten in ganz Kroatien.
Noch im Gedanken an die herrlichen 200 Kilometer kleinste Straßen durch Slowenien lade ich das Bike ab, beziehe mein Zimmer und mach einen kurzen Erkundungsrundgang durch die große Anlage.
Auf der Grillterrasse begrüßt Lixi wenig später die Teilnehmer der 20. KROATIEN-RALLYE und stellt die Tourguides vor. Alle bekommen das aktuelle Rallye-T-Shirt und die Info-Unterlagen für die nächsten Tage.
Bedingt durch die Coronasituation waren leider nicht alle angereist, die sich angemeldet hatten. Die meisten kennen sich schon viele Jahre, die Neuen – zu denen auch ich zähle – werden sofort in die reiselustige Gemeinschaft herzlich aufgenommen.
Der Abend wurde typisch kroatisch, lecker, lustig, lang und war wieder einmal der Beweis, dass Biker sehr kommunikative Menschen sind.
Etappe 1: Kroatien, wir kommen! (Tuhelj – Šibenik)
Wir sammeln uns vor dem Hotel und unsere Tourguides Boris, Igor und Ljubiša erklären ihren Gruppen, welches Programm auf welchen Straßen am ersten Fahrtag geplant ist.
Vor Corona waren es immer mindestens sechs Gruppen mit maximal zehn Motorrädern inklusive Tourguide, die an den Start gingen, erzählt mir Lixi. Immerhin finden sich im Coronajahr 2020 drei Gruppen (ich nenne sie jetzt mal touristisch, zügig, zügiger) und unser Begleitfahrzeug am Start in Tuhelj ein.
Unser Road Captain Igor freut sich schon darauf, uns die rund 420 Kilometer der ersten Etappe nach Šibenik an der dalmatinischen Adriaküste zu zeigen. Nachdem jeder seine Position bezogen hat und die Abstände passen, biegt Igor von der Hauptstraße ab und wir fahren nahe der slowenischen Grenze Richtung Südwesten. Wiesen und Wälder wechseln sich ab und die wenigen ruhigen Ortschaften stören nicht. Nach rund 45 Kilometern erreichen wir das Ufer der Sava. Sie ist der größte Fluss Kroatiens und der wasserreichste Nebenfluss der Donau. Sie entspringt im slowenischen Triglav Gebirge und hat bis zur Donau noch gut 800 Kilometer vor sich. Eine motorlose Gier Seilfähre bringt uns über das hier noch überschaubare Gewässer.
Die weitere Strecke verläuft parallel zur Region Zagreb, weit genug weg, dass der Verkehr nicht zunimmt, aber durch den Mix an Gewerbe und Ackerflächen dennoch erkennbar. Bevor wir dann bei Karlovac auf eine alte Handelsstraße einbiegen, ist noch eine Pause angesagt und so sitzen wir in der Havana Bar am Rande einer kleinen Ortschaft. Bestens gelaunt tauschen wir Handykontakte und Igor packt uns in seine ewige Teilnehmer-WhatsApp-Gruppe.
Dass wir auf Wegen aus der Römerzeit unterwegs sind, lässt sich an zwei Dingen feststellen. Zum einen folgt die Straße dem Gelände und ist deshalb sehr abwechslungsreich und nie lange gerade und zum anderen sind immer wieder historische Relikte zu bestaunen. Deshalb halten wir bei der Stadt Tuonj, denn die zweistöckige Steinbrücke über den Fluss Tounjčica ist ein ideales Fotomotiv.
Die rund 130 Kilometer Distanz zum nächsten Ziel führen uns parallel zur Küste auf einem Höhenzug entlang und machen echt Spaß. Der Hauptverkehr spielt sich auf der Autobahn ab, die wir häufig kreuzen und wir können das vielfältige Kurvenspiel zügig genießen. Igor lässt es, ganz zu unserer Freude, ordentlich laufen. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir den Wegweiser zu dem östlich gelegenen Nationalpark Plitwitzer Seen auslassen und weiter mit der Gashand spielen. Die Landschaft wandelt sich immer mehr in die, von Karl May in seinen Romanen beschriebene, Steppe und als wir von der Landstraße abbiegen, sind wir gefühlt in den Weiten des „Wilden Westens“ namens Velebit angekommen.
Auf einer schmalen Betonpiste fahren wir nun in weiten Kehren bergab durch eine mit Kiefersträuchern bewachsene Landschaft und erreichen das Unterbecken des Velebit Pumpspeicherkraftwerks. Dies ist das einzig nennenswerte Kraftwerk dieser Art in Kroatien. Mit einer Wasserfallhöhe von über 500 Metern werden so bis zu 240 Megawatt Leistung erzeugt. Ein echt beachtlicher Akku. Wir machen eine letzte Pause am Stausee und starten dann durch zu unserem Hotel in Šibenik.
Zuvor jedoch ist Igor einmal falsch abgebogen! Ist ja eigentlich kein Problem. Für mich jedoch ist es ein quälender Augenblick. Von Beruf Fotograf im Motorradtourismus bin ich mir zwar im Klaren, dass als Tour-Teilnehmer das Moppedfahren an Position 1 steht und das Bilder machen, nur als zufälliges Nebenher geschieht. Aber bis Igor sich entschliesst, wieder zu wenden, schreit das Fototeufelchen in mir nach Beachtung, die Landschaft hier oben ist einfach viel zu schön.
Mit dem festen Vorsatz hierher zurückzukehren, kann ich diesen Kerl dann halbwegs beruhigen.
Wir passieren Obrovac auf dem Weg Richtung Adria und schwenken bei Biograd na Moru auf die Küstenstraße ein. Ein kurzer Tankstopp und wir erreichen nach einer herrlichen Tour unser Hotel für die nächsten zwei Tage.
Das Check-in im 4 Sterne Haus Jure Amadria Park, direkt am Solaris Beach Resort gelegen, erfolgte, wie im Übrigen bei allen Häusern dieser Tour, reibungslos und gut vorbereitet.
Auffallend, wie diszipliniert und rücksichtsvoll die besonderen Corona bedingten Maßnahmen bei Personal und Gästen umgesetzt werden. Ob Desinfektionsspender, Maskenpflicht, Abstände in der Lobby und bei allen Sitzgruppen und genügend Personal in den Cateringbereichen, die die Speisen vorlegen, sorgen für das sichere Gefühl, gut geschützt zu sein. Das allgemeine Gästeaufkommen im Urlaubsland Kroatien ist viel geringer, als sonst in der Hochsaison üblich, was in den Hotels, aber auch unterwegs auf der Tour, durchaus von Vorteil ist.
Nach dem Zimmerbezug sammeln sich fast alle Rallye-Teilnehmer und das Team im Outdoorbereich der Bar zum Landebier. Gesprächsstoff gibt’s genug. Auch die Diskussion darüber, wer am nächsten Tag einen Strandtag einlegen oder einen Ausflug zur Festung nach Knin im Landesinneren machen wird.
Nach einem Blick in die Landkarte steht mein Programm für morgen fest: Ich fahre mit nach Knin und von dort dann weiter in die Region Velebit, um in dieser Traumlandschaft ein paar Motive einzufangen. Darüber informiert, beschliesst Tourguide Igor spontan, mich bei diesem Ausflug zu begleiten.
Etappe 2: Sightseeing, Relaxen und Motivjagd (Šibenik – Knin – Šibenik)
Am nächsten Morgen ist beim Frühstück schon an der Kluft deutlich zu erkennen, wer welches Tagesprogramm gewählt hat und so treffen sich die mit Motorradklamotten zum Start an der Hotelauffahrt. Der Hochsommer an der Adriaküste zeigt sich von seiner besten Seite und lässt uns schon beim Verpacken leicht ins Schwitzen kommen.Lixi, Sabine und Anna, unsere drei Engel vom Team, versorgen uns fürsorglich mit Wasserflaschen und bieten auch für unterwegs Nachschub an, denn Flüssigkeitsaufnahme ist bei den zu erwartenden Temperaturen notwendig.
Mit der reduzierten Mannschaft geht es dann zügig ostwärts ins Hinterland Richtung Knin. Der Ort liegt etwa auf halber Strecke zum höchsten Berg Kroatiens, dem Dinara, der mit 1831 Metern am Horizont gut zu erkennen ist. Unser Ziel liegt deutlich weiter unten und dennoch sind die Temperaturen hier auf 200 Metern Höhe etwas angenehmer, als an der Küste. Die Stadt Knin erlebte die letzten 1000 Jahre eine äußerst wechselvolle Geschichte. Einst Sitz des kroatischen Königs war die Burg als Festung hoch über der Stadt strategisch wichtig. Immer wieder umkämpft gab es hier viele verschiedene Hausherren. Der Jugoslawien Konflikt in den 90ern war das letzte traurige Kapitel, das für viel Wechsel in der Bevölkerung sorgte.
Die enge schmale Auffahrt auf die Burg mündet vor dem Eingang auf einem unebenen Vorplatz, der den einen oder anderen unserer Truppe beim Wenden vor eine schweißtreibende Aufgabe stellt. Mit genügend Wasser versorgt, stehen wir dennoch kurze Zeit später im weiten Innenteil des Gemäuers und bewundern den erhabenen Ausblick auf das Umland.
Nachdem unsere digitalen Bildspeicher mit genügend Motiven gefüttert sind, haben wir Lust auf einen guten Kaffee. Coronabedingt ist das Burgcafé geschlossen, aber in Knin-City finden wir im Café Square das heiße Getränk unserer aktuellen Träume.
Während es nun die Kollegen zurück ins Hotel an den Strand zieht, starteten Igor und ich unseren Foto-Ausflug ins Winnetou Land. Einen kleinen Umweg hat mir mein ortskundiger Tourguide aber noch zu bieten: Die Spuren des Jugoslawien-Krieges sind hier im Hinterland Dalmatiens noch deutlich erkennbar. Man passiert unterwegs mehr zerfallene als bewohnte Häuser und plötzlich zweigt von der Straße eine Baumallee ab, an deren Ende als krasser Gegensatz auf einem Hügel ein mächtiges weißes Bauwerk thront. Eigentlich eine Kirche, ist dies das Mausoleum von Ivan Meštrović, dem berühmtesten kroatischen Bildhauer und Architekt des 20. Jahrhunderts. Für das Fototeufelchen in mir eine gute Gelegenheit tätig zu werden. Wir wechseln einige Male den Standort und setzen dann unsere Tour fort.
Die Strecke führt uns im Hinterland über Straßen zweiter und dritter Ordnung quasi im Alleingang
durch eine kurvenreiche Hügellandschaft unserem Ziel entgegen und so landen wir mit viel Spaß am Fuße des Velebit Stausees. Eine kurze Erfrischung im schattigen Garten eines Burger Imbisses, dann kommt wieder die Kamera zum Einsatz. Nachdem ich zufrieden das Equipment verstaut habe, mahnt uns die Uhr zu etwas mehr Tempo. Für den Abend steht nämlich der gemeinsame Besuch von Šibeniks Altstadt auf dem Programm.
Die gemeinsame Abfahrt im Shuttle mit den Tourkollegen verpassen wir dennoch. Also ein kurzer Sprung in die Dusche, ab in die Abendgarderobe und auf Igors Multistrada in die Altstadt.
Wir parken das Bike an der Hafenmole und gehen zu Fuß zum vereinbarten Treffpunkt. Die Stadt Šibenik umfassend zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Beitrags überziehen. Deshalb nur so viel- ein Spaziergang durch die historische Altstadt ist ein Querschnitt durch ihre 1000 - jährige Geschichte, was in Teilen durch das Prädikat UNESCO Weltkulturerbe belohnt wird. Für uns wichtig und auch typisch - in der Altstadt bewegt man sich auf über 2300 Treppenstufen zwischen den Häusern und steht mehrfach vor der Wahl in welcher Art von Lokal man sich niederlässt, denn die Auswahl reicht von Restaurants über Konobas bis hin zu zahlreichen kleinen Bars. Wir haben es einfach, denn unser Team hatte das schon erledigt und so gesellen wir uns auf den Treppenstufen der Konoba Dalmatino dazu. Konoba, vom Charakter her eine einfache Weinstube mit lokalen bodenständigen Speisen, meist Fleisch oder Fisch. Hier im Dalmatino gibt es sogar beides. Wir genießen das Licht der untergehenden Sonne, das der Altstadt eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.
Nach einem gemütlichen Bummel durch die schmalen Gassen kehren wir dann vom Treffpunkt am Hafen gemeinsam zurück in unser Hotel. Der obligatorische Absacker auf der Terrasse beendete einen weiteren erlebnisreichen Tag.
Etappe 3: Ab in den Süden (Šibenik – Dubrovnik)
Voller Vorfreude hat sich die gesamte Truppe am nächsten Morgen schon sehr pünktlich vorm Hotel aufgereiht. Wir wollen Mopped fahren! Unser Ziel heute - das Juwel Dubrovnik im Süden Kroatiens. Auch dahin führen bekanntlich viele Wege und so startet Igor mit uns erst einmal wieder ostwärts ins Hinterland. In den folgenden eineinhalb Stunden geht es mit reichlich Kurvenspaß über mehrere Bergrücken auf und ab bis auf fast 400 Meter Höhe. Unsere zufriedenen Gesichter bei der Kaffeepause bestätigen das eindeutig.
Einige Serpentinen später fahren wir, mit Blick auf die Adria, abwärts Richtung Küste bis zum Abzweig zur Hafenstadt Split. Hier steht dann der nächste „Umweg“ an. Auf einer gut ausgebauten Landstraße geht es in langgezogenen Kurven zügig in die Höhe und nach kurzer Zeit erreichen wir die mittelalterlichen Grabstätten von Stećci Necropolis Velika und Mala Crljivica, die zum UNESCO Welterbe gehören.
Eine respektvolle Pause zum Entspannen und wir lenken die Moppeds Richtung Jadranska Magistrala, der berühmten kroatischen Küstenstraße. Um die landschaftliche Schönheit dieser Panoramastraße zu erfassen, braucht es etwas Zeit. Von daher schalten wir in den Cruiser Modus und genießen den Gegensatz von Felsen und Hügeln auf der einen im Wechsel mit Wasser und Inseln auf der anderen Seite. Auch wenn das höhere Verkehrsaufkommen mehr Konzentration fordert als im Hinterland, bleibt der Fahrspaß nicht auf der Strecke.
Auf dem Weg zum heutigen Ziel gilt es allerdings noch eine Hürde zu nehmen. Denn die kroatische Region Dubrovnik ist eine Enklave, ein Teil eines Landes also, das keine direkte Anbindung zum Rest des Staates hat. Das Nachbarland Bosnien Herzegowina hat hier, als Vereinbarung aus dem Jugoslawienkonflikt in den 90er Jahren, den einzigen Zugang zur Adria und trennt somit Dubrovnik vom Rest Kroatiens.
Für uns bedeutet das einen zweifachen Grenzübergang und ein kurzes Stück Ausland. Die nationale Bedeutung, die dieser Vorgang mit sich bringt, lässt sich in den strengen Blicken der Grenzposten erahnen und führt auf den nächsten zwölf Kilometern zu einer sehr defensiven Fahrweise. Dann folgt die Ausreise und nach einem Tankstopp überqueren wir die imposante Hängebrücke über der Einfahrt in Dubrovniks Marina Hafen. Rund 360 Kilometer attraktive Motorradstrecke enden kurz darauf in unserem Hotel oberhalb der Altstadt.
Beim Ankunftsbier auf der Hotelveranda werden die Erlebnisse des Tages noch einmal unterhaltsam aufgearbeitet sowie der Besuch der historischen Altstadt besprochen, wo sich dann alle zum Dinner am alten Hafen treffen.
Wie das Quartier Latin in Paris, der Niuewhavn in Kopenhagen oder auch die Rambla in Barcelona hat auch Dubrovniks Altstadt ein Alleinstellungsmerkmal und bietet mit dieser Einzigartigkeit ein beeindruckendes Ambiente. Die „Perle der Adria“ gehört seit 1979 zum Unesco Welterbe und ist ein echter Publikumsmagnet. Im August normalerweise übervoll, beschert uns die Coronakrise eine deutlich geringere Besucherzahl. So können wir den Altstadtbummel, über das von den Besucherschuhen blankpolierte Kalksteinpflaster, mit viel Abstand genießen. Kollege Fototeufel jubelt innerlich und hat reichlich Arbeit. Wir durchkämmen Gassen und Gässchen, entern Treppen und Durchgänge und finden dann in der untergehenden Sonne auf der Außenterrasse vom Restoran Poklisar unseren Platz.
Untermalt von Livemusik einer Akustikband, die von kroatischen Weisen bis zu Jazz und Gipsy ein tolles Repertoire liefert, werden wir bei bester Stimmung kulinarisch verwöhnt.
Die blaue Stunde verabschiedet sich allmählich in die Nacht und die Straßenlampen übernehmen die Lichtregie. In dieser Atmosphäre war dann unser Rückweg nochmals ein echtes Erlebnis.
Zum Schluss noch einen Schluck auf der Hotelveranda und ab ins Bett.
Etappe 4: Feucht fröhlicher Höhenflug (Dubrovnik – Biograd na Moru)
Der nächste Tag beginnt bei bestem Sommerwetter mit einem kurzen Abstecher zu einem grandiosen Aussichtspunkt. Knapp zehn Minuten nach der Hotelabfahrt stehen wir 330 Meter oberhalb von Dubrovnik. Der Ausblick über die Stadt und das Meer ist echt phantastisch. Kamera und Handy kommen zum Einsatz und dann biegen wir wieder auf die Küstenstraße ein. Wie am Vortag durchqueren wir Bosnien Herzegowina und kurz darauf nehmen wir den ersten Anstieg, weg von der Küste ins Hinterland.
In flotter Fahrt schrauben wir uns wieder mit reichlich Fahrvergnügen über die bis zu 400 Meter hohen Hügelketten. Die Autobahn, die mal rechts, mal links unseren Weg begleitet, leistet hervorragendes, denn Verkehr auf der Landstraße ist nicht vorhanden. Bis zur Mittagspause haben wir reichlich Strecke gemacht und werden von der jungen Mannschaft im Restoran Dubrava aufs Leckerste bedient.
Allmählich ziehen von der Küste her einige Wolken auf und die dunklen Anteile versprechen nicht wirklich etwas Gutes. So beschließen wir wieder zu starten und uns auch auf Wasser von oben einzustellen. Oft wirkt das ja auf Regen wie eine Drohung und er hält sich dann zurück. In diesem Fall aber, keine Chance. Das Regenschauspiel, welches uns nun auf den nächsten 50 Kilometern bis zum Peruća Stausee auf rund 800 Meter Seehöhe begleitet, trägt den Untertitel Weltuntergang.
Unglaubliche Wassermengen prasseln auf uns ein und Windstöße lassen den Regen waagerecht durch die Luft fliegen, kurze Hagelschauer tun ein Übriges und an vielen Stellen sind die Straßen überflutet. Aber wir halten tapfer durch und so schnell wie das Unwetter kam, verzieht sich das Ganze dann auch wieder.
Ein kurzer Stopp, die Sachen gerichtet und dann nehmen wir die Abfahrt Richtung Küste unter die Räder. Erst jetzt, ohne feuchte Ablenkung, stellen wir fest, dass sich die Landschaft völlig verändert hat. Die Straße führt mit reichlich Kurvenmaterial durch einen Abschnitt des Krka Nationalparks wieder Richtung Küste und entschädigt uns easy für die vergangene Stunde.
Auch im weiteren Verlauf liefert unsere Strecke noch einmal das gesamte Bikerwohlfühlprogramm. In Biograd na Moru, unserem heutigen Ziel, hat das Unwetter auch seine Spuren hinterlassen und stellt sich an einer Unterführung in Form einer großen Wasserlache in den Weg. Igor stoppt, wir anderen auch. Außenrum oder mittendurch gilt es zu entscheiden. Fifty/fifty oder dreimal trockene und dreimal nasse Füße ist das Resultat. Der Beweis ist per Foto dokumentiert.
Ein herrlicher Tag mit vielen Eindrücken auf ereignisreichen Motorradstrecken geht zu Ende. Duschen unterwegs gehört da eben auch dazu, was wir an diesem Abend im gemütlichen Hotel natürlich noch intensiv besprechen.
Etappe 5: Strandbar, Alpenfeeling und Hochspannung (Biograd na Moru – Opatija)
Wir fahren heute viel an der Küste entlang, teilt uns Igor zum Ablauf des Tages mit, aber zwischendurch geht es nochmal in die Berge und es wird spannend. Von meiner Seite kommt der Wunsch, auf der Küstenstraße einige Fotos von unserer Truppe auf den Motorrädern zu machen. Und ´nen Cappuccino am Strand wollen wir auch, skandiert es aus der Runde. Für Igor ist das kein Problem. Die Motoren brummen und schon sind wir unterwegs.
Wir fahren an der Küste entlang bis nach Zadar. Die Stadt hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich und ist heute einer der wichtigsten Adria Seehäfen. Auf einer Landzunge gelegen, die vom Festland über eine Brücke bei Novigrad erreicht wird, kann man auch die Insel Pag anfahren. Wir nutzen die Brücke nun in die andere Richtung und biegen in die Jadranska Magistrala ein. Nur wenig später setzt Igor in dem Örtchen Rovanjska den Blinker links und stoppt kurz danach direkt am schmalen Strand an einer Beach-Bar mit dem klingenden Namen Malaga. Der Programmpunkt Cappuccino ist somit erfüllt und wir nutzen die Pause für die Absprache zur Fotosession, die wir im nächsten Küstenabschnitt bis Karlobag parallel zur Insel Pag erledigen wollen.
An einem Straßenstück, das auf jeder Seite eine gute Wendemöglichkeit bietet, bringe ich dann die Kamera in Stellung und die Kollegen spielen ihre Darstellerrolle in Perfektion. Wir haben Glück mit dem Verkehr und haben in recht kurzer Zeit, wie ich finde, ganz ordentlich Material eingefahren. Dafür noch einmal ein großes Dankeschön von meiner Seite.
In Karlobag verlassen wir die Küstenstraße und es startet der alpine Ausflug ins kroatische Gebirge. Auf einer perfekt ausgebauten Straße beamen wir uns flott innerhalb von 15 Kilometern auf stolze 906 Meter Meereshöhe. Ein Kurvenfest in Reinstform, super Grip, echt übersichtlich, Wechselkurven und Kehren mit viel Abwechslung und dazu immer wieder die traumhafte Aussicht auf die Adria am Horizont. Weil wieder mal mein Fototeufelchen laut nach Beachtung schreit, kitzel ich bis zum Parkplatz vor einem Tunnel gerade mal die 20 Sekunden Vorsprung heraus die ich brauche, um einen Teil meiner Mitfahrer noch bei der Ankunft fotografieren zu können. Beim anschließenden Gruppenbild hätten, bei der Challenge „Breitestes Grinsen“, alle den ersten Platz belegt.
Im weiteren Verlauf erreichen wir mit 950 Metern die höchste Stelle dieser Passstraße über den Velebit Gebirgszug. In dieser Region waren wir ja schon am ersten Tag - nur viel weiter südlich - am gleichnamigen Kraftwerk.
Nach einer kurzen Mittagsrast erreichen wir dann den Ort, den unser Igor wohl mit spannend gemeint hatte. Wir parken am Memorial Center Nikola Tesla. Hier wurde der berühmte Kroate Tesla im Jahr 1856 geboren. Wir bewundern einige rekonstruierte Gebäude aus dieser Zeit und ein Nachbau des Testlabors, in dem der geniale Physiker und Erfinder experimentierte. In diesem Gebäude können die Besucher ein elektrisches Hochspannungsexperiment erleben. Mehr Informationen zum Revolutionär des Wechselstroms liefern unsere Onlinemedien.
Für uns geht es nun zur letzten Etappe. In Gospić treffen wir auf unsere Strecke vom ersten Tag, eben nur in die andere Richtung, was dem Fahrspaß keinen Abzug bringt. In Žuta Lokva erreichen wir die schon bekannte römische Handelsstraße, deren Reststück uns von rund 600 Metern Seehöhe mit genialen Kurvenkombinationen wieder zurück zur Küstenstraße bringt.
Wir cruisen mit Meerblick an der Küste entlang, genehmigen uns in Novi Vinodolski in der Harley Davidson Bar eine kleine Erfrischung und erreichen in der tiefstehenden Sonne unser Hotel hoch über dem Hafen von Opatija.
Wenig später sitzen wir, die Teilnehmer, das ganze Team von den KROATIEN EXPERTEN und noch einige Helfer, die im Hintergrund die eine oder andere Aufgabe inklusive Gewinnspiel und den Teilnahmeurkunden vorbereitet haben, mit einem traumhaften Blick über die Kvarner Bucht auf der Hotelterrasse der Villa Kapetanović.
Eingerahmt von der Kvarner Bucht mit Blick auf die Inseln Cres und Krk genießen wir zum Sonnenuntergang ein hervorragendes Dinner.
Die Stimmung ist großartig. Lixi fasst das Tourgeschehen zusammen, bedankt sich bei den Teilnehmern und ihrem Team. Es wird verkündet, welche Gruppe wieviel Kilometer auf der 20. KROATIEN-RALLYE gefahren ist, wer die weiteste Anreise hatte und wer am öftesten mit dabei war. Nach dem die Teilnahme-Urkunden verteilt sind, geht es zum spannendsten Teil des Abends über – die Tombola. Es gibt einen Satz METZELER-Reifen nach Wahl zu gewinnen, Gutscheine und Sachpreise von LOUIS und IXS sowie praktische Kleinigkeiten von der ROCK ANTENNE. Jedes Los gewinnt!
Fünf tolle Tage Motorraderlebnis finden hier im passenden Rahmen ihr Ende.
Fazit:
KROATIEN EXPERTEN - dieser Name passt und hält, was er verspricht.
Lixi Laufer bietet mit ihrem Team ein umfassendes und professionell geführtes Tourenpaket.
Für mich war es die erste Kroatien-Rallye. Viele der mitfahrenden Motorradkollegen aber haben an diesem jährlich wiederkehrenden Tourenevent schon öfter teilgenommen. Schon beim Come Together am ersten Tag war das am herzlichen, ja fast familiären Umgang zu spüren. Gute Laune, herzhaftes Lachen, die witzig lockere Ansprache von Lixi waren der perfekte Einstieg in fünf harmonische Tage Motorradspaß.
Aber auch die werte Kundschaft, ein repräsentativer Querschnitt durch das Motorradvolk, war voll bei der Sache. Tagsüber mit drei Gruppen unterwegs, traf man sich des Abends gemeinsam und fand stets genug Gesprächsstoff.
Save the date:
21. KROATIEN-RALLYE 16. bis 22. Juli 2021
Ziele: Kvarner Bucht und Istrien
Infos und Anmeldung: www.kroatien-experten.com
Unsere Tourguides Igor, Boris und Ljubiša kennen ihre Tourenregion bestens und hielten ihre Mitfahrer als Gruppe gut zusammen. Die kulinarischen Pausen waren hervorragend gewählt und auch an touristischen und kulturellen Haltepunkten versorgten uns die Jungs mit wissenswerten Informationen.
Als Tourenregion bietet Kroatien viel Abwechslung und lebt von den topografischen Gegensätzen.
Die felsige Adriaküste mit dem Blick auf das klare Wasser und im Unterschied die Gebirgszüge im Hinterland, die wiederum vom grünen Nadelwald bis zur wüstenähnlichen Steppe eine ganze Palette an Landschaftsbildern zeichnet.
Kulturhistorisch hat die Region eine äußerst wechselhafte Geschichte, die an vielen Stellen im Land besucht und bewundert werden kann. Die hohe Dichte an UNESCO Welterbe und Weltkulturerbestätten sprechen hier eine deutliche Sprache.
Für uns Mitteleuropäer immer wieder auffallend, die Menschen weiter südlich sind im Umgang miteinander deutlich gelassener. Und es braucht wenig Zeit, sich darauf einzulassen. Eine angenehme Nebenwirkung, die zusammen mit dem Erlebnis Kroatien Rallye 2020 den Schritt über eine Wiederholung nachzudenken, ziemlich wahrscheinlich macht.