Die schwimmt fast schon auf Milch
Bikers Kernvergnügen namens Dolomiten haben wir soeben genossen, doch Grund für sehnsüchtiges Seufzen oder gar Trübsal besteht in keinster Weise. Denn im sportlichen Abschnitt der Großen Dolomitenstraße Richtung Bozen warten noch weitere Höhepunkte auf uns, die sich ebenfalls rühmen dürfen, zum UNESCO Welterbe zu gehören. Ihre Erkundung ist so leicht, sie schwimmt auf der Milch - um diesen Slogan mal schamlos zu missbrauchen. Außerdem wollten wir ja Laurins Rosengarten noch einen Besuch abstatten.
Canazei ist der Ausgangsort dieser Runde und der wohl bekannteste Fremdenverkehrsort des Fassatales. Zugleich ist der Ort auch eine wichtige Drehscheibe in den Dolomiten. Bunt und laut geht es zu im selten ruhenden Bergdorf auf klimatisch angenehm 1450 m Höhe, knapp dessen 2000 Einwohner ihren Gästen alle Annehmlichkeiten bieten, die erwünscht und möglich sind. Das Treiben im Ortszentrum ist eine Schau und der Verkehr zwar dicht, aber alternativlos. Liegt Canazei doch „strategisch“ perfekt im Herzen der westlichen Dolomiten.
Gen Osten verlassen wir Canazei und schwingen frisch und frei über die SS641 zum ersten Höhepunkt dieses Tourentages, dem Passo Fedaia zu Füßen der gewaltigen Marmolada-Kette. Im Fedaia-Stausee sammeln sich die Schmelzwasser des einst mächtigen Marmolada-Gletschers, die Kopfstein gepflasterte Staumauer ist übrigens frei befahrbar, auf beiden Uferseiten kann man das gewaltige Panorama sogar mit einem Einkehrschwung würzen. Die Staumauer ist zudem an Wochenenden ein beliebter Bikertreff.
Via Caprile und Selva di Cadore huschen wir noch einmal über den Staulanza-Pass (siehe Tour "Schleichwege in die Dolomiten" ) sowie den Passo Duran - beides sind Höhepunkte, die wir uns auch mehrfach im Leben gönnen können. Ihre Erfahrung macht einfach nur gute Laune.
So wie die anschließende Kurvenhatz über La Valle Agordina nach Agordo, die wir aber mit einem Exkurs kombinieren, der selbst „alte Hasen“ im Mopedsattel begeistern wird. Es geht in einem weiten Bogen über den Forcella Franche (991 m) und Forcella Aurine (1299 m).
Beide nicht unbedingt hohe Pässe verbindet eine schmale, an mancher Stelle schnell einspurige, ordentlich asphaltierte Bergstraße, die mit 26 Kehren auf 30 Kilometern eine wahrlich vergnügliche Schräglagen-Zitat aufweist und sowohl Anfänger im Sattel, als auch alte Hasen begeistert. Rund um beide Scheitelpunkte liegen auch hier weitere Scheitel und Pässe, die aber on- wie offroad für motorisierten Verkehr gesperrt sind, ja teilweise sogar mit Schranken blockiert sind. Wir uns an diese Verbote halten und einfach mal die Wanderschuhe auspacken, denn es gibt nicht nur für Naturfreunde viel zu entdecken.
Mit Agordo in der Provinz Belluno befinden wir uns nun bereits auf der Südseite der Dolomiten, in der Region Venetien. Immer noch hügel- und kurvenreich, geht es aber nicht mehr so hoch hinaus, auch die Landschaft um den schon erwähnten Passo San Pellegrino auf 1981 m besitzt schon einen deutlichen Hauch des Südens. Das ändert sich allerdings, als wir über den Weiler Moena sowie Karerpass zum Passo Nigra schwingen.
Denn hier am Nigerpass dominiert atemberaubend mächtig rechts über der Gashand das Felsmassiv des Rosengartens das Bild der Landschaft. So imposant und einzigartig, dass sich unser Reisetempo vor lauter Schauen und Staunen fast auf Schrittgeschwindigkeit reduzieren kann. Zumindest wenn man wie unser Autor Heinz zeitlebens auf der Suche nach dem ultimativen Mopedbild des Lebens ist. Die spannende Geschichte des Rosengartens haben wir Euch in Tour 7 erzählt, falls Ihr nachlesen wollt. Schauen und Staunen dominieren auch die anschließende Fahrt über St. Zyprian nach Tiers durch das malerische Tierser Tal, eines der schönsten Hochtäler Norditaliens. Die Weiler und Orte entlang der Strecke lohnen allesamt eine Besichtigung - Cafés und Restaurants erwarten uns zur Einkehr.
Nur kurz streifen wir vor der Ortschaft Völs am Schlern das mächtige Eisacktal südlich von Brixen, bevor wir uns einem letzten neuen Höhepunkt dieses Tourentages widmen: dem Abstecher zur berühmten Seiser Alm. Die Alpe di Siusi ist mit fast 60 qkm die größte Hochalm Europas und reicht von 1680 bis auf über 2350 m Höhe. Mächtige Felsmassive begrenzen die Alm in alle Richtungen und sorgen dafür, dass sie zudem eines der größten geschlossenen Hochplateaus Europas bildet. Beliebt vor allem bei Wintertouristen begeistert die Seiser Alm mit ihren vielfältigen touristischen Angeboten von Frühling bis Herbst vor allem Wanderer und Naturfreunde - und uns Biker, die hier einen Tourentag in prächtiger Umgebung ausklingen lassen können.
Denn der Heimweg über Kastelruth, St. Ulrich sowie das Sellajoch ist auch in der Dämmerung eigentlich ein Kinderspiel.
© Text Heinz E. Studt
ca. 300 km - Navigationsdaten zur Tour bei KURVIGER.de laden .Die Tour ist als Rundtour angelegt. Das heißt, der Einstieg ist an jeder Stelle der Runde möglich
Pässe und Alpenstraßen auf dieser Tour