Mördersuche out of Rosenheim

Mit dem Motorrad unterwegs in Deutschland Süden- Irschenberg © Heinz E. Studt

Übersichtskarte D Süden Tour6Oberbayern ist ein perfekt arrangiertes Film-Set für alle Genre, ganz besonders auch Krimis. Erkunden wir die Heimat von Franz Eberhofer und die Tatorte der Rosenheim Cops.

Dass gerade rund um Rosenheim wöchentlich neue Morde geschehen - und innerhalb von 45 Sendeminuten restlos aufgeklärt werden - soll für uns Grund genug sein, das weltberühmte „Cop Land“ einmal intensiv zu erkunden. Zumal es hier auch noch Drachen geben soll ...
Rosenheim, die drittgrößte Stadt Oberbayerns ist nicht nur Heimat weithin berühmter Polizisten, sie zeigt auch in Stadtführungen stolz so manchen Drehort, wie das Polizeipräsidium - in Wirklichkeit das Rosenheimer Rathaus - und andere. Das beliebte „Times Square“ ist allerdings eine Brauerei am Ammersee und wo der wunderschöne Hofer-Hof liegt, soll unser Autor auf Bitten der Besitzerin nicht verraten.

Der Tatzelwurm - viel mehr als ein Märchen

Dieser kleine, aber nicht minder gefährliche Verwandte des Drachen soll im Alpenraum rund um das Sudelfeld beheimatet sein. Augenzeugen wollen wissen, dass er bis zu zwei Meter lang werden kann und gerne in Felshöhlen lebt. Sein Attribut „feurig“ hat er von seinem heißen Atem. Auch die Fortpflanzung der Tatzelwürmer soll ein echtes Wunder der Natur sein: Wenn ein ganz normales Dorfhuhn ein schwarzes Ei legt und man dies sofort in einen warmen See gibt, wo es von der Sonne ausgebrütet werden kann, nur dann soll aus eben diesem schwarzen Ei ein Tatzelwurm schlüpfen.
Viktor von Scheffel, berühmter schwäbischer Volksdichter, verewigte das Ungetier in einem Gedicht und die renommierte „Berliner Illustrierte Zeitung“, Deutschlands erstes Massenblatt veröffentlichte im April 1934 unter der Schlagzeile „Rätselhafte Begegnung im Hochgebirge: Der Tatzelwurm zum ersten Male fotografiert?“ ein Sensationsbild dieses überaus fotoscheuen Gesellen. Bis heute übrigens das einzige Foto des Ungeheuers - falls Ihr ihm auf dieser Tour begegnet, machen unbedingt ein Bild und schickt es uns. Wir werden es veröffentlichen – versprochen!

 

Entschädigen lassen wir uns durch einen Boxenstopp im bildhübschen Neubeuern. „Die schönste Sicht im bayrischen Gebirg!“ soll schon König Max I. bei dessen Anblick ausgerufen haben. Heutzutage ist der Ort unter Heimatfilmern ein echter Geheimtipp, um die Kirche gruppiert sich ein Ensemble alter Bauernhäuser mit Erkern und Giebeln, dessen sorgfältig restaurierter Zustand jeden Besucher begeistert. Und wenn dann an einem Sonntag die Menschen in feinster Tracht ins Wirtshaus nebenan strömen, dann ist die „guade oide Zeit“ zum Greifen nah.

Dass die gesamte Region auch fahrerisch viel zu bieten hat, erleben wir auf den kommenden Kilometern über Nussdorf, Brannenburg und Oberaudorf hinauf auf das berühmte Sudelfeld. Die das Sudelfeld querende B 307 ist Teil der Deutschen Alpenstraße und verläuft herrlich kurvenreich vorbei am Gasthaus „Zum Feurigen Tatzelwurm“ über die Passhöhe des Sudelfeldpasses. Unser Tipp: Gönnt Euch unbedingt die Sackgasse hinauf auf das Obere Sudelfeld (1400 m) zu Waller- und Speckalm, zwei Berggasthöfen in atemraubender Panoramalage.

Nach einem Abstecher zum beschaulichen Ursprungpass gönnen wir Bayrischzell und dem imposanten Wendelstein einen Besuch. Den 1.838 m hohen und markanten Wendelstein kann man übrigens mit Seil- und Zahnradbahn erobern – oder aber zu Fuß. Oben auf dem Gipfel stehen eine Kapelle, eine Stern- und Wetterwarte sowie ein Gasthaus mit grandioser Aussicht.

Spitzing- und Schliersee setzen nun ganz neue Akzente auf unserer Reise. Über den Spitzingsattel (1.129 m) geht es hinab zum idyllischen Bergsee mit prächtigem Panorama und zahlreichen Einkehrmöglichkeiten. Und der nahe Schliersee ist das beschauliche Pendant zum westlich liegenden Tegernsee, seine Uferstraße kann man selbst meistens ganz gemütlich genießen. Nur Promi-Watching ist am Schliersee schwieriger …

In Miesbach, dem viel besuchten Mittelpunkt des Oberlandes, locken immer wieder Themen-Märkte, wie Wochen- und Bauernmarkt, Fasten-, Pfingst-, Michaeli- oder auch Weihnachtsmarkt, sowie der seit Jahrhunderten bekannte große „Roß- und Viehmarkt". Im nun folgenden Weiler Maxlrain lockt uns nicht nur ein sehenswertes Schloss aus dem 16. Jahrhundert, sondern auch eine Schlossbrauerei – übrigens 2012 Deutschlands „Brauerei des Jahres“! – samt obligatorischem Brauereigasthof. Falls bereits der kleine Hunger quält.

Via Bad Aibling huschen wir jetzt durch das Land der Eberhofer Krimis, ja den originalen Eberhofer Hof haben wir in den kurviger-Datensätzen hinterlegt. Er findet sich zwischen Elendskirchen und Unterlaus und darf besichtigt werden. So wie unser Einkehrtipp im nahen Feldkirchen-Westerham. Frisch gestärkt erreichen wir Holzkirchen, pendeln schwungvoll durch Sauerlach Richtung Tuntenhausen. Nein, der Ortsname geht weder auf eine ungewöhnliche Ansammlung homosexueller Mitbürger zurück, noch ist er abfällig gemeint, sondern wurzelt auf einer Bauernfamilie namens Tunti, die hier gesiedelt haben soll. Dennoch zählt das Ortsschild sicherlich zu dessen meist fotografiertesten Highlights.

Auch Rott am Inn hat allen unseren Sinnen etwas zu bieten: eine ehemalige Benediktinerabtei prall gefüllt mit feinstem Rokoko und einen Kaisergarten. Da wundert es niemanden, dass selbst bayerische Ministerpräsidenten ihre letzte Ruhe hier suchten. Die Familiengruft von Franz-Josef Strauß gehört zu den touristischen Zielen von Rott.

Zu guter Letzt begrüßt uns dann der Simssee vor den Toren Rosenheims. Von Frühling bis Herbst ein beliebtes Badeziel der Region, blinzelt er ein wenig schüchtern zwischen Wäldern und einem breiten Schilfgürtel hervor, nur wenige Stichstraßen führen direkt an das Ufer. So wie beim Seewirt von Ecking am Südostzipfel des Sees mit oftmals grandiosem Sundowner.

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Text und Fotos ©Heinz E.Studt