Pässetipps: Südtirol-Dolomiten-Trentino-Gardasee
Vom legendären Stilfser Joch, über die grandiose Sellarunde, bis zum wunderbaren Manghenpass – Norditalien glänzt mit einer paradiesischen Pässevielfalt. Wir haben für Euch einmal die Pflichtpässe herausgefischt, die unbedingt beim Besuch in Südtirol und den Dolomiten erfahren werden müssen.
STILFSER JOCH
Das Stilfser Joch gehört ohne jeden Zweifel zu den fahrerisch anspruchsvollsten Pässen der Alpen. Daran kann auch die seit einigen Jahren komplett neu asphaltierte Nordrampe nichts ändern. Der Passo di Stelvio ist die „Königin aller Alpenpässe“ – zumindest aller auf Asphalt erreichbaren. Ihre 87 Kehren verlangen viel Erfahrung und eine sichere Hand im Umgang mit dem eigenen Bike, hinzu kommt ein vor allem am Sommerwochenenden erheblicher Ausflugsverkehr auf der gesamten Piste. Bikers’ Ideallinie ist dann blockiert mit oftmals überforderten Fahrern von Wohnmobilen und Pkw. Erobert das Stilfser Joch möglichst unter der Woche und vergesst nicht das Selfie mit dem Passschild (auf der Abfahrt nach Bormio). Es ist Pflicht für jedes Lebens-Roadbook. Der Alternativ- Aufstieg vom Val Müstair über den Umbrailpass ist etwas leichter und weniger stressig.
Höhe 2763 m - Länge 48 km – anspruchsvoll - Maut nein - Wintersperre ja
PENSER JOCH
Das Penser Joch ist vielleicht nicht das bekannteste, dafür aber für viele von uns das schönste nördliche Tor nach Südtirol. Es entführt uns aus den Weiten des Sterzinger Beckens kommend direkt in die auch heute noch erlebenswerte Andersartigkeit des Sarntales. Die Anfahrt von Norden kommend ist gut ausgebaut und panoramareich, hält entlang der Strecke viele Möglichkeiten bereit, den Seitenständer auszuklappen und den Blick schweifen zu lassen. Der auf dem Joch liegende Alpengasthof ist ein sehr beliebter Bikertreff und auf der kehrenreiche Piste hinab durchs Sarntal bis nach Bozen können wir dem Motorrad „die Zügel lang geben“. Das ist Motorradtouren in seiner genüsslichsten Variante.
Höhe 2211 m - Länge 65 km – leicht - Maut nein - Wintersperre nein
WÜRZJOCH
Das Würzjoch verbindet das gewaltige Eisack- mit dem Gadertal und führt auf einer Höhe von bis zu 2.000 m über ein Hochplateau, das auch als Naherholungsgebiet der Brixener Bürger sehr beliebt ist. Gleichwohl die gesamte Strecke gut asphaltiert ist, besitzt sie in ihrem oberen Drittel einige Engstellen, die bei Gegenverkehr eine ruhige Gashand und die gute Beherrschung des Bikes erfordern. Sehr beliebt zur Einkehr sind das Gasthaus Halshütte und das Restaurant Ütia de Börz auf der Passhöhe.
Höhe 2204 m - Länge 46 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja
SELLAJOCH
Sellajoch – Es ist der Höhepunkt des UNESCO Welterbes Dolomiten, das Wahrzeichen einer ganzen Region - und im Juli sowie August unglaublich überlaufen: das Sellajoch nahe der markanten Sellagruppe,einem gewaltigen Felsstock im Herzen der Dolomiten. Das gut ausgebaute Sellajoch verbindet das Grödner- mit dem Fassatal, seine mit Einkehrmöglichkeiten und Andenkenbuden überbaute Plateau platzt alljährlich im Sommer aus allen Nähten und über seine tatsächliche Höhe kann man auch in Zeiten von Satellitennavigation herzhaft streiten. Das Joch mitsamt Tourismus-Angeboten liegt exakt zwischen 2218 und 2240 Höhenmetern und ist das Pflichtprogramm jedes Roadbooks - einmal im Leben und möglichst außerhalb der Sommerferienzeit.
Höhe 2240 m - Länge 22 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
GRÖDNER JOCH
Nein, bezüglich der tatsächlichen Höhe des Grödner Jochs bestehen im Gegensatz zur Sella nicht die geringsten Zweifel. Auch dieses Joch gehört zum Pflichtprogramm jeder Dolomitenreise. Die gut ausgebaute Piste windet sich kurvenreich hinauf in die Berge, oben am Pass erwartet uns ein großer Berggasthof samt prächtigem Panorama als sehr beliebter Dolomiten-Bikertreff und weiter gen Westen schiebt sich bald schon der gewaltige Block der Sella ins Bild. Wen wundert’s da noch, dass all diese Pracht endlich zum UNESCO Welterbe hinzugefügt wurde.
Höhe 2121 m - Länge 22 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
PORDOIJOCH
Pordoijoch / Passo Pordoi – Nicht das weltberühmte Sellajoch, sondern er ist der echte fahrerische Höhepunkt der Großen Dolomitenstraße, die von Bozen nach Cortina d’Ampezzo führend, jeder von uns mindestens einmal im Leben erfahren haben sollte. Die 1909 eröffnete Panoramastraße verbindet auf 109 km Länge viele der berühmten Dolomitenpässe. Der Passo Pordoi erhebt sich immerhin 2.239 m hoch, seine gut ausgebaute Strecke ist ein fahrerischer Leckerbissen, der allerdings zwischen Juli und August nicht minder heftig frequentiert wird, wie das nordwestlich liegende Sellajoch. Und das nicht nur von italienischen Ducatisti, sondern vor allem auch von Reisebussen und Wohnmobilen. Auf der Passhöhe erwarten uns Einkehrmöglichkeiten sowie eine Seilbahn auf den 2950 m hohen Pordoi-Gipfel.
Höhe 2239 m - Länge 22 km – leicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
FALZAREGOPASS
Apropos Instagram-Fotos: Nach dem Sellajoch ist der Passo di Falzarego der berühmteste aller Dolomitenpässe - ohne jeden Zweifel. Mit seinem von Norden kommenden „Appetizer“ Valparola sowie den Einkehrmöglichkeiten auf der Passhöhe ist er ein ganz besonderes Erlebnis. Die gut ausgebauten Rampen sind herrlich zu fahren, die Panoramen sind einzigartig und auf der Passhöhe des Falzarego ist der Boxenstopp samt „Benzingespräch“ schlichtweg Pflicht. Liegt hier doch der wohl berühmteste Bikertreff der Dolomiten.
Höhe 2111 m - Länge 32 km – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
GIAUPASS
Warum der einzigartige Passo di Giau auch im Hochsommer, zumindest unter der Woche, oftmals fernab allen Rummels und Verkehrs liegt, ist selbst den Kennern der Dolomiten, wie unserem Autor, ein echtes Rätsel. Macht aber nix, ganz im Gegenteil: Genießen wir seine 63 (!!) Kehren auf 38 km Strecke ganz besonders intensiv und wenn zeitlich möglich vielleicht sogar aus beiden Richtungen. Denn sowohl fahrerisch als auch landschaftlich sind beide Rampen des Giau ebenso ein Genuss, wie sein Scheitelpunkt inmitten einer weiten Hochebene. Aber aufgepasst: Am Rifugio Aurelio ist seit einiger Zeit eine 50 km/h Zone samt Blitzer zementiert. Eher eine Abkassierstelle denn echte Gefahrenstelle. Und wie in Italien oft üblich ohne plakative Vorwarnung.
Höhe 2233 m - Länge 38 km – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
ROLLEPASS
Der Passo Rolle ist der älteste Straßenpass im Trentino. Er ist seit dem Mittelalter ein bekannter Handelsweg Richtung Venedig. Seit 1872 wurde er dann als durchgängig befestigte Fahrstraße ausgewiesen. Auch wenn seine Trasse im Laufe der Jahrhunderte öfters geändert wurde, bewegen wir uns immer noch auf historischem Boden umgeben von unzähligen Saum- und Schmuggler-Pfaden. Heute quert er zudem den Parco Naturale Paneveggio - Pale di San Martino, eine der schönsten alpinen Schutzzonen Norditaliens. Seine Piste ist extrem kurven- und kehrenreich, ohne uns jemals zu überfordern. Rund um den Scheitelpunkt warten zudem einige (noch) legal befahrbare Schotterpisten auf Hardcore-Enduristen.
Höhe 1984 m - Länge 45 km – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein
MANGHENPASS
Ein Fahrverbot für Lkw und Busse machen den Passo Manghen vor allem für Pkw und Motorräder interessant. Und da die Strecke bekannt dafür ist, kurvenreich und schwer einsehbar zu verlaufen, hält sich die Zahl der Dosenfahrer zudem angenehm in Grenzen. Deshalb haben wir die herrlich schräglagenreiche Passstraße viele Tage im Jahr für uns allein. Anfänger sollten sich von erfahrenen Bikern die Ideallinie aufzeigen lassen. Der Passo Manghen ist der einzige asphaltierte und freigegebene Übergang zwischen dem Val di Fiemme und dem Valsugana. Vor allem rund um seine Passhöhe bieten sich uns herrliche Panoramen. Gen Norden knapp unterhalb der Scheitelhöhe liegt die einzige bewirtschaftete Almhütte, deren Wirt sich über jeden Biker herzlich freut.
Höhe 2047 m - Länge 43 km – mittelschwer - Maut nein - Wintersperre nein