Pässetipps: Schweiz

Motorrad-Schweiz-Furkapass ©Heinz E. Studt

Trotz mancher Restriktionen – Tempo 80 auf Landstraßen, hohe Radar-Dichte – ist die Schweiz ein herrliches Motorradrevier. Dabei sind die Pässe, in der Regel weit über der 2.000-Meter-Marke, das Salz in der Suppe. Nachfolgend findet ihr die Schweizer Alpenübergänge, die man unbedingt kennenlernen sollte.

GRIMSELPASS

Teil der Big Five
Der Grimselpass - unter Schweizern oft auch die Grimsel genannt - ist einer der Big Five unter allen Schweizer Alpenpässen. Seine auf einen Säumerpfad aus dem 14. Jahrhundert zurückgehende, heute gut ausgebaute Strecke, die weit schwingenden Kehren, die als perfekte Ergänzung in allen Himmelsrichtungen liegenden Höhepunkte, sowie nicht zuletzt der beliebte Bikertreff auf der Passhöhe machen die Grimsel zu einem der beliebtesten Pässe nicht nur für Schweizer Töfffahrer - jawohl die mit drei „f“ am Stück. Ja manche absolvieren unsere, auf kurviger.de hinterlegte, 120 km lange Passrunde gerne auch zweimal pro Sommertag ... oder dreimal ... oder so ... TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Grimsel-Hospiz • Innertkirchen • Sustenpass • Wassen • Andermatt • Furkapass & Rhônegletscher

Höhe 2136 m - Länge 33 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja

 
 
FURKAPASS

Eigentlich ein Oscar-Kandidat
Der Furka ist der zweite Pass der Schweizer Big Five. Schon die Römer zogen über ihn, 1866 wurde die heutige Passstraße eröffnet und bekam ab 1925 Konkurrenz durch die, teils parallel verlaufende, Furka-Eisenbahn. Deren Schicksal war aber mit der Eröffnung des Furka-Basistunnels besiegelt, heute wird die Bahn aus touristischen Gründen von sogenannten Fronarbeitern betrieben. Nahe der Passhöhe erblicken wir die spärlichen Reste des einstmals bis ins Tal gleitenden Rhônegletschers und 1964 war der Furka ein Drehort der berühmtesten James-Bond-Episode „Goldfinger“. Toll! TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Gotthardpass • neue Gotthardstrasse oder Tremola • Airolo • Nufenenpass • Ulrichen • optional Abstecher Grimselpass

Höhe 2429 m - Länge 23 kmleicht bis mittelschwer - Maut nein - Wintersperre ja

 
GROSSER SANKT BERNHARD

Von Fake-News und Hundebabys
Der Reise-Influencer Bernhard von Aosta gründete hier im 11. Jahrhundert ein Hospiz und im Mai 1800 zog Napoléon Bonaparte mit 46.000 Soldaten über den Pass gen Italien. Dass das Maultier, das ihn trug, später in allen Bildern durch ein Araber-Vollblut ersetzt wurde - Schwamm drüber.
Dass Bernhardiner Barry über 40 Menschen rettete, ist Fakt. Dass seine Vorfahren die napoleonischen Soldaten retteten, indem sie die Verirrten mit Schnaps versorgten, den sie um den Hals trugen, ein Fake. Die kommerzielle Hundezucht am Pass ist heute eine Attraktion, aber kein Kuscheltierparadies. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Aosta • Colle San Carlo • Col du Petit Saint Bernard • Chamonix-Mont-Blanc

Höhe 2469 m - Länge 82 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja – via Champex 92 km- anspruchsvoll

 
 
SUSTENPASS

Der unbekannte Dritte im Bunde
Der Sustenpass bietet einen süchtig machenden Fahrspaß, seine Piste gehört an Sommerwochenenden oftmals uns Töfffahrern allein. Dabei lag er eigentlich immer schon fernab historischer Hotspots und schlummerte friedlich im Schatten seiner berühmten Nachbarn. Vor allem das Militär verlangte immer wieder nach einem Ausbau der Piste, die schließlich 1945 in ihrer heutigen Streckenführung fertiggestellt wurde und seitdem nur noch höchst friedlichen Zwecken dient - wie dem genüsslichen Cruisen mit dem Motorrad. Beliebter Bikertreff ist das Sustenbrüggli Restaurant gut fünf Kilometer östlich der Passhöhe. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Innerkirchen & Meiringen • Brünigpass • Sarnen • Altdorf & Bürglen

Höhe 2224 m - Länge 49 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja



 
KLAUSENPASS

Noch so ein Ex-Schönling
Auch der Klausen ist eine beliebte Hausstrecke unter Schweizer Bikern. Vor allem rund um die markante Passhöhe mit ihrem historischen Hotel-Restaurant gab es viele Instagram Hotspots. Im Jahr 1900 verlangte eine Postkutschenlinie nach einer Passstraße, damals dauerte die Reise über den Klausen eineinhalb Tage und kostete vier Tageslöhne eines Arbeiters, also einfach ohne retour. Ab 1930 wurde die Strecke asphaltiert und vom Ausflugsverkehr entdeckt. Leider musste der hübsche Jugendstil-Bau des Klausenpass-Hotels abgerissen werden, da das Fundament zu rutschen begann. Der sehr funktionale Neubau spaltet seitdem die Gemüter. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Bürglen (Wilhelm Tell) • Urnersee/Tellsplatte • Brunnen • Schwyz • Pragelpass • Klöntalersee • Glarus

Höhe 1948 m - Länge 47 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja

 
FLÜELAPASS

Dosenfahrers Testgelände
Auch der Flüela ist ein Hübscher im Reigen der Schweizer Alpenpässe, vor allem in West-Ost-Richtung. Die 1867 fertiggestellte Passstraße war ursprünglich ebenfalls ein militärisches Wunschobjekt und erhielt massive Sperren, die ihn und seine Nachbarn Albula, Julier und Splügen uneinnehmbar machten. Seit Fertigstellung der Vereina-Bahnverladung in 1999 hat der Pass nur noch touristische Bedeutung und wird im Winter nicht mehr gänzlich freigeschaufelt. Die Winterzeit bis zur Sperre ab Januar nutzt unter anderem BMW für Testfahrten im Pkw-Bereich. Verständlich: Selbst für eine Abenteuer-GS wäre der Flüela-Winter zu viel Abenteuer. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Wolfgangpass & Davosersee • Davos • Albulapass • Zuoz • Zernez • Susch

Höhe 2383 m - Länge 27 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja



 
JULIERPASS

Da scheidet sich einiges
Keine Wintersperre trotz dieser Höhe? Nein, der Julier wird in jedem Winter mit großem Aufwand freigeschaufelt und ist dann dennoch kein Terrain für Motorradfahrer. Die Passstraße wurde zwischen 1820 und 1840 erbaut und ist in tadellosem Zustand. Auf dem Pass trennt nicht nur die Europäische Wasserscheide jeden Tropfen Nass in Richtung Atlantik oder Mittelmeer, seit 2017 trennt auch das Julier-Theater, ein rostbraunes 30 Meter hohes Kunstobjekt, die Gemüter aller Vorbeifahrenden. Das als Theater- und Eventgebäude genutzte Drum sollte 2020 zurückgebaut werden, ja spurlos verschwinden. Es steht aber noch immer und scheidet fleißig ... TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Silvaplana • Malojapass • Bergell • Splügenpass • Viamala • Thusis • Tiefencastel

Höhe 2284 m - Länge 44 kmleicht - Maut nein - Wintersperre nein



 
GOTTHARDPASS

Einst gefährlich, heute echt hohl

Die Römer fürchteten den Gotthard, denn sein nördlicher Zugang war lebensgefährlich. Erst als die Höllenschlucht mit Brücken entschärft worden war, entwickelte sich der Gotthard zu einer der wichtigsten Nord-Süd-Achsen der Alpen. Dessen Passage aber gefährlich blieb, ja manche Reisende, die es mit Ochsen-Schlitten versuchten, sollen sich die Augen verbunden haben, um die Gefahr des Weges nicht zu sehen. NICHT nachmachen!
Im 2. Weltkrieg gehörte der Gotthard zu den großen Schweizer Alpen-Festungen, ja das geheime Tunnelsystem im Berg soll die Größe einer Kleinstadt haben. Heute ist der Gotthard die Nummer 4 der Big Five (vor dem Nufenen) und vor allem für uns Biker einer der schönsten Alpenpässe. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Andermatt • Oberalppass • Disentis/Muster • Lukmanierpass • Biasca • Airolo

Höhe 2107 m - Länge 27 kmleicht - Maut nein - Wintersperre ja - Die historische Tremola - mittelschwer

 
 
BERNINAPASS

Tolle Autobahn mit grandiosem Exkurs
Der Bernina ist der berühmteste Pass der Schweiz. Seine eigentliche Passhöhe mit dem „Ich-bin-hier“-Hotspot ist übrigens gut 90 m höher als der formelle Pass am Bernina-Hospiz. Deshalb haben wir hier die korrekte Passschild-Höhe angesetzt. Die gut ausgebaute Passstraße selbst verbindet das Engadin mit dem Veltlin, sie wird deshalb auch im Winter freigeschaufelt. Und wenn sich dann oben am Hospiz die knallroten Züge des Bernina-Expresses ins hochalpine Bild schieben, dann läuft jede Kamera heiß. Kurz nach der Passhöhe erwarten uns das herrliche Veltlin - sowie ein grandioser Sidekick namens Gavia. TOURENTIPP mit den
HIGHLIGHTS: Veltlin • Passo della Foppa • Passo di Gavia • Bormio • Passo Foscagno • Livigno • Forcola di Livigno

Höhe 2328 m - Länge 33 kmleicht - Maut nein - Wintersperre nein