Die pure Lust am (Er)leben
Wir hatten nur 4 freie Tage zur Verfügung und wollten neben einem bisschen Motorradfahren auch einmal die Bikerstiefel gegen die Wanderschuhe tauschen, ein wenig relaxen und eine hervorragende Küche genießen. Unsere Wahl fiel auf das Hotel Weisseespitze im Tiroler Kaunertal. Die Inhaber, samt Familie, kennen wir bereits seit vielen Jahren gut und fühlen uns dort aus mehreren Gründen immer sehr wohl. Ein wichtiges Argument für unsere Hotelwahl war das angeschlossene BMW-Testride-Center in der Weisseespitze, das uns eine jeweils 500 Kilometer lange An- und Abreise mit dem eigenen Motorrad ersparte. So starteten wir nach einem verkürzten Arbeitstag um 13.00 Uhr mit dem Auto und genossen bereits um 19.00 Uhr das bekannt vorzügliche 5-Gang-Abendmenü.
Danach ging es in die Bar, dem kommunikativen Treff am Abend. Die Begrüßung durch das Gastgeberpaar Charly und Karin Hafele, sowie deren Sohn und Küchenchef Paul fiel gewohnt herzlich aus und es wurde ausführlich über die Ereignisse der letzten Monate geredet.
Bei Christian, dem agilen Assistenten der Geschäftsführung, hatten wir für je einen Tag ein Motorrad aus dem BMW-Testcenter reserviert. Das war einmal die F900XR und dann die R 18, auf die ich schon lange einmal Lust hatte.
Auf zur Verpeilalm
Am nächsten Tag wurden aber erst mal die Wanderschuhe geschnürt und Kurs auf die Verpeilalm genommen. Jetzt sind wir nicht unbedingt untrainiert, bekamen aber schnell den Unterschied zwischen nettem Spazierengehen und Bergwandern aufgezeigt.
Charly hatte uns und andere Hausgäste mit dem Hotelbus zum Ausgangspunkt der Wanderroute gebracht. Nach der rund 20-minütigen, ständig nach oben führenden Busfahrt hatten wir bereits eine Vorahnung, wie sich der Rückweg ziehen würde, da dieser ja zu Fuß zurückzulegen war.
Die Bergwanderung war ein Traum, die vorbei an quirligen Bergbächen führte und mit grandiosen Bergpanoramen begeisterte. Ordentliche Steigungen und Gefälle erforderten bei leicht feuchtem Boden die nötige Aufmerksamkeit, um auf dem oft felsigen Untergrund nicht ins Rutschen zu kommen. Mit der Zeit wuchs die Trittsicherheit und schließlich wurde die beliebte Verpeilalm erreicht, die sich auf 2.025 Meter befindet.
Rund 5 Stunden nach dem Start am Hotel trafen wir wieder in der Weisseespitze ein – total kaputt, aber irgendwie auch total happy. Da man hier am Nachmittag auch mit Kaffee und Kuchen verwöhnt wird, mussten wir uns über einen Gewichtsverlust nach dem Urlaub keine Gedanken machen.
R18 – das Relaxprogramm
Dass die R18 nur als Einsitzer zur Verfügung stand, traf meine Elke nicht einmal so richtig, denn sie wollte den Tag im Panorama Infinity Pool und in der Sonne genießen. Nach den anstrengenden letzten Wochen war dieser Wunsch nach Nichtstun durchaus nachvollziehbar.
Aber auch mein Entspannungsprogramm auf der dicken BMW war vom Feinsten. Fast 350 Kilogramm sind schon eine Ansage, die sich allerdings in Fahrt gebracht weitestgehend in Luft auflösen. Apropos in Fahrt: die Schaltwippe ist ein äußerst gewöhnungsbedürftiges Teil, die mich am Anfang sehr und am Ende zwar etwas weniger, aber immer noch genug nervte. Das Hochschalten ist nur durch einen Tritt nach hinten möglich – keine Chance mit dem Fuß vorne unter den Hebel zu kommen und die Gänge zu ziehen. Ok, nach 5 Kilometern hatte ich es zumindest soweit drauf, um mit der Fuhre vernünftig unterwegs zu sein.
Eine Fiss-Ladis-Runde, die Piller Höhe, die Tobadillstrecke ins Paznaun, der Arlberg- und der Hochtannbergpass waren die nächsten Ziele bis ich rund 250 neue Kilometer auf das fast noch jungfräuliche Bike gefahren hatte. Wenn man sich auf die R18 einlässt ist die Dicke ein Traum. Sie blubbert angenehm vor sich hin, hat zwar in jeder Situation genug Leistung, die aber meistens gar nicht genutzt wird. Das ideale Bike zum Runterkommen und Entschleunigen – man steht, äh fährt über den Dingen und genießt. Nur sollte man sicherheitshalber noch ein anderes Motorrad in der Garage haben, wenn man nicht immer meditieren will. Und man sollte Pässe wie die Silvretta Hochalpenstraße oder gar ein Stilfser Joch meiden, da sowohl das frühe Aufsetzen, als auch die Schaltwippe irgendwann dazu führen würden, dass der Reiter sein Pferd erschießt.
Zurück im Hotel parkte ich die R18 zufrieden zwischen den anderen Testbikes, ging schnell duschen und traf eine völlig entspannte Elke, die gerade zwei Sitzungen in der finnischen Sauna hinter sich hatte. Wenig später lautet unsere Qual der Wahl beim Hauptgericht - Dry Aged Schweinerücken, Ötztaler Lachsforelle oder das vegetarische Linsen-Gemüseragout mit Blätterteigpastete.
Kaunertal-Experten
Am Abend saßen wir dann mit Charly und Paul in der Bar. Für den nächsten Vormittag stellten sie uns ein „Kaunertal-Spezial“ in Aussicht. Das klang gut, denn die Heimatliebe von Charly ist nicht zuletzt durch den Film „Ein Jahr im Kaunertal – Nacht und Heint“ bekannt, den er als Produzent zusammen mit Filmemacher Thomas Junker umgesetzt hat. Die hervorragende Zeitzeugen-Dokumentation zeigt Schicksale von Personen auf, die ihre Wurzeln im Kaunertal haben.
Auch das hauseigene Privatmuseum des Hotels, das „Kaunertaler Talmuseum“, zeigt die starke Heimatverbundenheit der Familie Hafele. Ein Rundgang durch die 8 Ausstellungsräume vermittelt, anhand von unzähligen Ausstellungsstücken, die Talgeschichte und den wirtschaftlichen Aufschwung der Talgemeinden seit den Zeiten des Bergbaus im 16. Jahrhundert.
So fuhren wir dann am nächsten Tag mit dem Hotelbus zur Nassereinalm und erhielten aus erster Hand eine Vielzahl an Infos zum Stausee, zur Energiegewinnung und zur Gletscherstraße.
Angekommen an der Alm zeigte uns Charly bei einem rund zweistündigen Bergspaziergang so manch schöne Stelle und hatte auch, als geprüfter Bergführer, immer Antworten auf unsere Fragen zu Pflanzen, Bäumen und Tierwelt parat.
Wieder zurück an der Nassereinalm wurden wir mit einer Jausen verwöhnt, die auch in diesem Fall das Abnehmen, trotz kräftigem Bergwandern, verhinderte. Auch wenn Elke es noch mit einem Tänzchen versuchte, das zur Musik von Paul mit seiner Ziehharmonika einfach sein musste.
Zurück im Hotel wurde dann die F900XR angeworfen, um dem Kaunertal-Tag mit einer Fahrt auf der Gletscherstraße einen abschließenden Rahmen zu geben. 29 Kehren führen dabei hinauf auf 2.750 Meter und Charly ließ sich natürlich den Spaß nicht nehmen mit seiner „Rennkuh“ mit von der Partie zu sein.
Fazit
Wir haben einen fantastischen „Motorrad & mehr“-Urlaub erlebt und waren von dem Mix aus Fahrspaß und dem Freizeit- und Hotelangebot begeistert. Gerne hätten wir noch ein paar Tage drangehängt und neben weiteren Motorradtests auch weitere Aktivangebote, wie z. B. einen Tag auf dem Mountainbike oder einen Städtetrip nach Innsbruck ins „..und mehr“-Programm aufgenommen. Natürlich hätten wir uns auch gerne noch weitere Spezialitäten aus Pauls Genussküche einverleibt, aber leider stand uns nicht mehr Zeit zur Verfügung. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Familie Hafele und dem tollen Weisseespitzeteam für die entgegengebrachte Gastfreundschaft. Ein Blick auf die über 400 Google-Bewertungen zeigt, dass wir mit unserem positiven Feedback in guter Gesellschaft sind.
Motorradspaß für viele Tage
Alleine 15 Touren sind auf der Homepage des Hotels zu finden. Das Gründungsmitglied der „Kurven & Knödel“-Hotelgruppe beherbergt und bewirtet seit über 30 Jahren Motorradfans.
Wir haben einmal 4 Touren herausgesucht, die in etwa das Spektrum der vielfältigen Tourenmöglichkeiten aufzeigt. Dabei ist ausschließlich Tour 4 von der 95-dB-Regelung, die in Teilen Tirols gilt, betroffen. Zu diesen Touren liefern wir euch selbstverständlich die KURVIGER-Links mittels derer ihr die Routen in euer Navigationsgerät übertragen könnt.
TOUR 1
288 km - Highlights: Piller Höhe / Timmelsjoch / Meran / Reschensee
TOUR 2
316 km - Highlights: Norbertshöhe / Reschensee / Option: Stilfser Joch / Umbrailpass / Ofenpass
TOUR 3
294 km - Highlights: Arlberg / Hochtannbergpass / Furkajoch /Silvretta Hochalpenstraße
TOUR 4
289 km - Highlights: Piller Höhe / Seefeld Sattel / Königsschlösser / Hahntennjoch
Hotel Weisseespitze
Platz 30
A-6524 Kaunertal
Tel. +43 5475 316
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www.weisseespitze.com
2 Kilometer vom Dorf Feichten, dem Hauptort im Kaunertal, liegt das Hotel Weisseespitze**** entfernt. Das familiär geführte Haus verfügt über 150 Betten in 8 Kategorien von 2-6 Personen. Das Haus gefällt mit einer hervorragenden Küche, einer äußerst geselligen Hausbar und einem motivierten Team in dem Fluktuation ein Fremdwort ist.
Ein 1200m2 großer Wellnessbereich mit Panorama Infinity Pool, Silent Area, mehreren Saunen und weiteren Einrichtungen zum Relaxen ist nach der Tour oder Schlechtwettertagen ideal.
Dem Haus angeschlossen ist auch ein Campingplatz mit 60 Plätzen auf Rasenboden.
MOTORRADSERVICE
Das Haus ist offizieller BMW-Motorrad-Testridepartner und verfügt u.a. über folgenden Service: Motorradgarage, Trockenraum, Waschplatz, Dampfstrahler, Schrauberecke, Hebebühne, Druckluft mit Tester, hauseigene Tourenkarte.