Reiseenduro 2021 - Ducati Multistrada V4/V4 S
Die neueste Multistrada ist die weltweit erste echte Reiseenduro mit Vierzylindermotor. Herzstück der neuesten Multistrada ist der auf dem Triebwerk des Superbikes Panigale basierende, jedoch in vielen Bereichen modifizierte V4-Motor mit 90 Grad Zylinderwinkel. Das Triebwerk realisiert aus 1158 Kubikzentimetern Hubraum eine Maximalleistung von 170 PS bei 10.500/min; das maximale Drehmoment gibt der Hersteller mit 125 Nm bei 8.750/min an. Als erster Ducati-Motor seit rund 35 Jahren funktioniert die Ventilbetätigung nicht mittels der für Ducati typischen Desmodromik, sondern mit Hilfe herkömmlicher Ventilfedern. Die beim Vormodell verwendete variable Ventilsteuerung gibt es nicht mehr.
Verlängerte Wartungsintervalle
Eine Besonderheit der Multistrada und nicht unwichtig für die Kunden sind die sehr stark verlängerten Wartungsintervalle: Dank der extremen Erfahrung mit geeigneten Materialien müssen die Ventile lediglich alle 60.000 Kilometer kontrolliert bzw. eingestellt werden, für Ölwechsel ist ein Intervall von 15.000 Kilometern vorgeschrieben. Ducati verspricht in der Folge niedrige Wartungskosten.
Einen Vorteil in der Handhabung sieht der Hersteller in der enormen Spreizung der Getriebe-Übersetzungen: Der erste Gang ist sehr kurz übersetzt, um bei langsamer Fahrt nicht in den Ruckel-Bereich zu kommen. Der sechste Gang ist sehr lang ausgelegt; damit sollen schnelle Passagen mit moderaten Drehzahlen zurückgelegt werden können. Eine von mehreren technischen Finessen ist, dass sich die Kurbelwelle gegenläufig zu den Rädern dreht; damit stellt sie sich der von den Rädern erzeugten Trägheit entgegen, verbessert das Handling und reduziert das Aufschaukeln; Folge sind nach Überzeugung der Entwickler eine gesteigerte Effizienz und höheres Fahrvergnügen auf der Straße. Deliziös…
Aufrüstung im Bereich Elektronik
Extremen Aufwand betreibt Ducati für die Multistrada V4 S auf dem Gebiet der Elektronik. Ein Sechsachsen-Sensor erfasst sämtliche Fahrzustände und sendet seine Signale an ein Steuergerät, das von der dynamischen Traktionskontrolle über die Wheelie-Kontrolle bis zum Kurven-ABS für maximale Sicherheit wie für maximale Fahrdynamik zugleich sorgt. Das semiaktive Skyhook-Fahrwerk der Multistrada V4 S, das schon im Vormodell verfügbar war, wurde um einen Niveauausgleich erweitert. Alle Versionen erhalten ein vollfarbiges TFT-Display, dessen Oberfläche überarbeitet wurde. Bei der Basisversion misst die Anzeige fünf Zoll, bei der S-Version 6,5 Zoll. Hier gibt es dann auch einen Joystick zur leichteren Navigation im neuen, nach Meinung der Entwickler sehr intuitiven Menü des Bordcomputers. Neu ist, dass man dank des Ducati Connect-Systems mit Hilfe einer App die Karte des Navigationssystems direkt auf dem Display anzeigen kann. Das Smartphone wohnt in einem kleinen Fach auf dem Tank und kann dank USB-Anschluss dort auch geladen werden.
Rahmen und Fahrwerk
Für die vierzylindrige Multistrada wurde ein neuer Monocoque-Rahmen aus Aluminium entwickelt. Das Vorderrad misst nun nicht mehr 17, sondern 19 Zoll, womit auch Speichenräder sowie Offroad-Bereifung möglich werden. Die Federwege liegen mit 170 Millimetern vorne und 180 Millimetern hinten zwar ein Stück unter denen anderer Reiseenduros, aber die Multistrada ist wohl auch künftig mehr auf der Straße daheim denn als echte Geländeziege zu sehen. Mit einem fahrfertigen Gewicht von 240 bis 243 Kilogramm (V4 bzw. V4 S) darf man die Italienerin angesichts ihrer fülligen Ausstattung als „noch schlank“ bezeichnen; die Zuladung beträgt 230 Kilogramm. Ducati gibt einen Normverbrauch von 6,5 Litern an, so dass der 22 Liter-Tank eine Reichweite von gut 300 Kilometern erlauben dürfte.
Selbstverständlich bietet die in Deutschland wohl überwiegend gefragte Multistrada V4 S alles, was im Segment der Hightech-Reisemaschinen üblich ist: So stehen zwei Sitzhöhen – 84 und 86 Zentimeter – zur Verfügung, der Windschild ist mit nur einem Finger in der Höhe verstellbar und mit seitlichen Windabweisern kombiniert. Zur Steigerung des Komforts wird bei Stillstand des Fahrzeugs im Leerlauf die hintere Zylinderbank deaktiviert, um die Wärmeabstrahlung zu reduzieren.
Preise - Händler - Probefahrten
Mehr Kundennähe zeigt Ducati bei der Multistrada V4 dadurch, dass Käufer ihr Motorrad bereits ab Werk nach ihren Vorstellungen konfigurieren können; bei den Händlern werden dann lediglich noch Zubehörpakete hinzugefügt. Für die Basisversion gibt es fünf Pakete, für die S-Version vier. Der „Ab“-Preis für die Multistrada V4 liegt bei 17.990 Euro, die V4 S kostet ab 20.990 Euro. Als „Full“-Version liegt der Preis der V4 S bei 25.490 Euro. Mittels diverser Sonderzubehörpositionen lässt sich dieser aber noch weiter in die Höhe treiben.
Mehr zu den neuen Italienerinnen findet auf der Ducati-Homepage und wer den Fahrspaß umgehend ausprobieren will, bucht jetzt eine Probefahrt.
© Text und Fotos Ulf Böhringer und Hersteller